21.07.2010

Ausgrabung in der ehemaligen Taborkirche in Heuersdorf abgeschlossen

Blick ins Kircheninnere während der Ausgrabungen im Frühjahr 2010. 
© Landesamt für Archäologie

Vollständige Ausgrabung vor dem Abriss

Ehe die im Jahre 2008 entwidmete Kirche dem Braunkohletagebau Vereinigtes Schleenhain im Leipziger Südraum weichen musste, hatten Archäologen die Gelegenheit, den ehemaligen Friedhof an der Kirche und deren Innenraum selbst vollständig zu untersuchen. Dabei wurden sie von der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft mbH namhaft gefördert.
Auf dem direkt neben der Kirche liegenden Friedhof fanden sich nach der Umbettung der nach 1970 Verstorbenen, noch ca. 150 Bestattungen vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Der Kircheninnenraum war, wie stets, dem lokalen Niederadel als Bestattungsort vorbehalten.
Die Taborkirche ging auf einen Vorläuferbau aus der der Zeit um 1250 zurück. Im Jahr 1866 erfolgte ein tiefgreifender Umbau, bei dem u. a. das Kirchenschiff nach Osten erweitert und die mittelalterlichen Mauern bis auf Höhe der Fensterbänke abgetragen wurden. Bei den Grabungen im Innern zeigte sich rasch, dass Kirchenschiff und Chor dicht mit barockzeitlichen Grüften und Erdbestattungen belegt waren. Es wurden 13 Grüfte –  in Backstein gemauerte Kammern – freigelegt. Aus Schriftquellen kann geschlossen werden, dass hier vornehmlich Mitglieder der Familien von Fitzscher ihre letzte Ruhestätte fanden, die in Heuersdorf und  umliegenden Ortschaften Besitzungen hatte. Doch ließ sich nur eine einzige Bestattung über die Kirchenbücher auch namentlich zuordnen.

Das Aufmaß des Innenraums mit Befunden verdeutlicht die dichte Anordnung der Grablegen.
Das Aufmaß des Innenraums mit Befunden verdeutlicht die dichte Anordnung der Grablegen.  © Landesamt für Archäologie

Die Bestatteten waren standesgemäß mit reichen Beigaben bedacht. Goldene Ringe, Ketten sowie Kreuze und Reste von Totengewändern wurden geborgen. Einige Kinderbestattungen waren mit Totenkronen und Netzhauben versehen. Bei einer etwa 25 Jahre alten Frau fand sich zudem ein Gürtelgehänge mit einem Besteck aus Messer und Gabel.

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