Zwangsarbeit und Kriegsende
Vor 75 Jahren ging in diesen Tagen der Zweite Weltkrieg zu Ende.
Jeder Tag, an dem alliierte Truppen auf deutschem Boden weiter vorrückten, brachte Tausenden von Zwangsarbeiter*innen, KZ-Häftlingen und Kriegsgefangenen die langersehnte Freiheit. Vorausgegangen war dem Kriegsende ein gigantischer Ausbau der Rüstungsindustrie und Zwangsarbeit. Seit dem Sommer 1944 entstand in ganz Sachsen ein dichtes Netz von Außenlagern der KZ Buchenwald, Flossenbürg und Groß-Rosen.
Dazu gehört auch ein Außenlager in Lengenfeld (Stadt Lengenfeld, Vogtlandkreis), das im Oktober 1944 an ein schon bestehendes ziviles Zwangsarbeits- bzw. Kriegsgefangenlager angebaut wurde. Fremdarbeiter und Häftlinge mussten in einer umgewidmeten Baumwollspinnerei Flugzeugbauteile herstellen. Es war ein Auslagerungsbetrieb der Junkers-Werke in Dessau. Auf einem nach Norden zur Göltzsch abfallenden, terrassierten Hang lassen sich die Barackenfundamente nicht nur im digitalen Höhenmodell, sondern auch im Gelände hervorragend ablesen.
Ein »Leichenkeller« führt drastisch die hohe Sterblichkeit der Häftlinge vor Augen. An die mindestens 252 Toten erinnert ein Gedenkhain. Bevor die amerikanischen Truppen Lengenfeld erreichten, wurden die Häftlinge von den SS-Wachmannschaften auf einen Todesmarsch getrieben, der nicht mehr im Stammlager Flossenbürg ankam, sondern in Nordböhmen endete. Hier wurden die Überlebenden schließlich befreit. Der Todesmarsch forderte auf sächsischem Territorium noch einmal 116 Opfer. Der für die Erschießungen verantwortliche Lagerkommandant, SS-Sturmscharführer Albert Rolle wurde 1947 von einem amerikanische Militärgericht zum Tode verurteilt und 1947 in Landsberg a. Lech hingerichtet.
Das Zwangsarbeitslager Lengenfeld gehört zu einer Gruppe von Denkmälern der zeitgeschichtlichen Archäologie, deren Erfassung das Landesamt für Archäologie in den nächsten Jahren besondere Aufmerksamkeit schenken wird.
M. Strobel, R. Wegener