16.10.2024, 11:00 Uhr

Workshop: „Stätten der NS-Zwangsarbeit in Nordböhmen und Sachsen“

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops vor einem der Stolleneingänge in Rabštejn, einem ehemaligen Außenlager des KZ Flossenbürg. © J. Hulín  

Zwangsarbeit war in Zeiten der NS-Regimes ein Massenphänomen, von dem allein in Sachsen zwischen 1939 und 1945 bis zu 500.000 Menschen betroffen waren.

Nationalsozialistische Zwangsarbeit war ein Massenphänomen, allgegenwärtig und alltäglich sichtbar. In Sachsen gab es zwischen 1939 und 1945 bis zu 500.000 Menschen, die in Industrie, Handwerk und Landwirtschaft zur Arbeit gezwungen wurden und die Wirtschaft des Dritten Reiches in Gang hielten. Untergebracht waren sie in Barackenlagern oder auch in Gebäuden wie Fabrikhallen, Gaststätten, Schulen oder Turnhallen. Seit 1938 bildeten Sachsen und Nordböhmen einen zusammenhängenden Wirtschaftsraum, in dem durch die Verlagerung der Rüstungsindustrie seit 1944 auch immer mehr KZ-Häftlinge eingesetzt wurden. Außenlager des KZ Flossenbürg entstanden deshalb auf beiden Seiten der heutigen Grenze.

Deshalb hat eine 2020 zur Erfassung von NS-Zwangslagern im Freistaat Sachsen gegründete Arbeitsgruppe die Einladung der Jan-Evangelista-Purkyně Universität und des Archäologischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik in Prag gerne und mit Dankbarkeit angenommen, ihren vierten Vernetzungsworkshop in Ústí nad Labem durchzuführen.

Das Netzwerk besteht aus der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig (GfZL), der sächsischen Landesarbeitsgemeinschaft Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus (sLAG), der Stiftung Sächsische Gedenkstätten StSG), den Landesämtern für Archäologie und Denkmalpflege Sachsen (LfA und LfD) sowie dem Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung (HAIT).

An dem Treffen nahmen etwa 35 Personen, tschechische und deutsche Wissenschaftler*innen sowie zivilgesellschaftliche Akteur*innen, teil.

Vorträge und Poster boten einen Überblick über den Stand der Erforschung, Erfassung und Musealisierung von NS-Zwangslagern sowie deren Nachnutzung nach dem Zweiten Weltkrieg insbesondere in der Erzgebirgsregion. Am Rande der Veranstaltung bestanden vielfältige Möglichkeiten zu persönlichem Austausch und fachlichem Gespräch.

Im Anschluss fand eine gemeinsame Exkursion nach Rabštejn (Rabenstein) statt, wo Häftlinge eines Außenlagers des KZ Flossenbürg zum Bau von Stollenanlagen im Sandsteingebirge und zur Produktion von Flugzeugteilen für die Firma Weserflug GmbH herangezogen wurden.

Dem Ziel der Veranstaltung, die bilaterale Partnerschaft weiter zu vertiefen und zu einer grenzübergreifenden Zusammenarbeit auszubauen, sind die Teilnehmer*innen dabei ein gutes Stück nähergekommen.

A. Reck

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