Unterwegs im Osterzgebirge mit Montanarchäologen aus Afghanistan
Im Rahmen eines vom Deutschen Archäologischen Institut (DAI) organisierten internationalen Workshops für Fachkollegen aus Afghanistan hat sich das Landesamt für Archäologie Anfang November auf eine Exkursion nach Dippoldiswalde und ins Osterzgebirge begeben.
Die Montanarchäologen aus Afghanistan haben während ihrer Fortbildungsreise insbesondere bergbaugeprägte Regionen in ganz Deutschland besucht. So waren sie einen ganzen Tag mit dem Montanarchäologen vom Landesamt für Archäologie Sachsen, Matthias Schubert, im Osterzgebirge unterwegs.
Ausgangspunkt war der neue Bergbaulehrpfad in Dippoldiswalde, wo erste Informationen zu den mittelalterlichen Silberbergwerken sowie den Grabungsergebnissen zur zeitgleichen Bergbausiedlung am Standort des ehemaligen Gasthauses Roter Hirsch vermittelt wurden. Mit großem fachkundigem Interesse wurden anschließend die Funde aus den Bergwerken im MiBERZ bestaunt. Hier wurde schnell klar, dass sich die afghanischen Kollegen ebenso intensiv mit der Montanarchäologie in ihrer Heimat beschäftigen.
Die Eurasien-Abteilung des DAI unterstützt seit 2013 Rettungsgrabungen in Mes Aynak (rund 40 km südöstlich von Kabul), wo eine kushan- bis sassanidenzeitliche (ca. 3. – 7. Jahrhundert n.Chr.) Stadt auf einem vom Bergbau durchlöcherten Bergrücken entdeckt wurde. Die gesamte Stadt befindet sich auf einer der reichhaltigsten Kupferlagerstätten der Erde und ist durch modernen Bergbau akut gefährdet. Im 1. Jahrtausend haben hier Bergwerke, Schmelzöfen, Münzstätten aber auch Heiligtümer buddhistischer und zoroastrischer Glaubensrichtungen nebeneinander bestanden.
So war es kaum verwunderlich, dass den afghanischen Montanarchäologen die ausgestellten Funde im MiBERZ nicht weiter erläutert werden mussten. Nach einer kleinen Stärkung in Bärenfels und einer virtueller Einfahrt in die mittelalterlichen Bergwerke von Dippoldiswalde mittels Tablet ging es dann endlich ins Gelände. Bei winterlichen Temperaturen wurden die Relikte der mittelalterlichen Bergbausiedlung Vorderer Grünwald bei Schönfeld diskutiert und nach Gemeinsamkeiten der dort noch gut erhaltenen Grubenhäuser mit vergleichbaren Befunden in Afghanistan gesucht. Abschließend erwartete die Wissenschaftler mit dem Seifenrelikt bei Schellerhau noch eine mit Spannung erwartete Fundstelle, deren Erkundung sich nur mit einem beherzten Sprung über die Rote Weißeritz bewerkstelligen ließ. Beeindruckt zeigten sich unsere Gäste von den heute noch im Wald erhaltenen Relikten des Seifenbergbaus und dass sich trotz massiver Überprägung ab dem Mittelalter dennoch Spuren des bronzezeitlichen Zinnbergbaus erhalten haben. Mit einsetzender Dämmerung und leicht fröstelnd ging es dann mit vielen neuen Eindrücken nach Freiberg zurück, wo am nächsten Tag die Rundreise der afghanischen Besucher fortgesetzt wurde.