18.09.2015

Sachsens Geschichte unterm Acker – Landwirte schützen Denkmale

Das Poster zur bevorstehenden Ausstellung im sächsischen Landtag 
© Landesamt für Archäologie

Vom 19. November bis 18. Dezember 2015 wird im Bürgerfoyer des Sächsischen Landtags die Wanderausstellung „Sachsens Geschichte unterm Acker – Landwirte schützen Denkmäler“ zu sehen sein, die vom Landesamt für Umwelt, Geologie und Landwirtschaft sowie vom Landesamt für Archäologie Sachsen gemeinsam erarbeitet wurde.

Schautafeln, Medienstationen, die Blockbergung eines Urnengrabes aus der Bronzezeit und ausgewählte Funde vermitteln einen Eindruck vom Reichtum des archäologischen Erbes und seiner Gefährdung im ländlichen Raum. Zahlreiche Beispiele zeigen, was insbesondere Landwirte für den Schutz archäologischer Denkmäler tun können.


Sachsen ist reich an archäologischen Denkmälern. Bis das Territorium des heutigen Freistaates im 10. Jahrhundert erstmals in das Licht der schriftlichen Überlieferung tritt, sind Bodenfunde die einzig verfügbaren Quellen. Sachsens Geschichte beginnt nämlich nicht erst mit der Eroberung »Ganas« im Winter 928/929 oder der Gründung Meißens kurz darauf durch Heinrich I., sondern bereits viele Jahrtausende vorher. Über diese langen Zeiträume gibt ausschließlich das »Archiv im Boden« Auskunft.


Was bis vor wenigen Jahrzehnten noch völlig unbekannt war, kann heute durch moderne Verfahren aufgespürt werden, ohne das Denkmal zu zerstören: Auf Luftbildern lassen sich die Spuren von Siedlungen und Friedhöfen ablesen, geophysikalische Messungen machen unsichtbare, unterirdische Strukturen sichtbar, und Laserscans verraten in Wäldern bislang unentdeckte Wälle, Grabhügel oder Bergbauspuren. Derzeit sind in Sachsen etwa 13.000 archäologische Denkmäler bekannt.

Die Erhaltung des »Archivs im Boden« ist aber ein Kernauftrag der archäologischen Denkmalpflege. Dies gilt besonders für Denkmäler im ländlichen Raum. Immerhin liegt über die Hälfte von diesen (ca. 7.600) auf landwirtschaftlichen Nutzflächen und weit mehr als ein Drittel auf solchen, die als besonders erosionsgefährdet eingestuft sind.

Die Altsiedellandschaften der Vergangenheit sind die Hochertragsregionen der Gegenwart. Wo sich schon die ersten Bauern um 5500 v. Chr. niederließen, wird bis heute intensive Landwirtschaft betrieben – über Hunderten von unsichtbaren Bodendenkmälern. Deshalb ist im hochgradig erosionsgefährdeten mittelsächsischen Lößgebiet zwischen Elbe und Mulde der Handlungsdruck am größten.


Die Ausstellung »Sachsens Geschichte unterm Acker – Landwirte schützen Denkmale« demonstriert nicht nur beispielhaft die ganze Bandbreite archäologischer Quellen vom Gräberfeld, über Hortfunde bis zu Siedlungen und Befestigungen. Sie öffnet gleichzeitig die Augen für Gefahren, denen Bodenurkunden ausgesetzt sind. Die Zerstörung ist an den zertrümmerten Gefäßen und dem zerstreuten Leichenbrand einer spätbronzezeitlichen Bestattung, die für die Präsentation als Block geborgen wurde, gleichsam mit den Händen zu greifen. Wie die Burg »Gana« in den letzten hundert Jahren um etwa 1,2 m geschrumpft ist, veranschaulicht eine Computersimulation. Hier steht die Zukunft eines der wichtigsten Zeugnisse sächsischer Landesgeschichte auf dem Spiel.


Diesen schleichenden Prozessen müssen aber weder Landwirte noch Denkmalpfleger tatenlos zusehen. Agrarumweltförderung, ländliche Neuordnung und technische Innovationen bieten ihnen zahlreiche, vielsprechende Instrumente, um das Archiv im Boden nachhaltig zu schützen. Die Präsentation zeigt neue Wege auf, wie Nutzung und Denkmalschutz in Einklang gebracht werden können. Sie reichen von der Umwandlung in Grünland, über Ackerschutzstreifen und nichtwendende Bodenbearbeitung bis hin zu innovativen »Precision-Farming-Lösungen«.

Um möglichst viele Akteure im ländlichen Raum anzusprechen, ist die Präsentation als Wanderausstellung konzipiert. Sie wird in den nächsten beiden Jahren in allen Landesteilen zu sehen sein. Standorte und Zeiträume werden in der Presse rechtzeitig angekündigt.

 

M. Strobel

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