Pech gehabt! Ein frühindustrieller Produktionszweig wurde wiederentdeckt
Ausgrabung von Pechgruben im Braunkohletagebau Nochten bei Weißwasser, Kr. Görlitz
Eine Besonderheit der Tagebauarchäologie ist die geringe Einschränkung der archäologischen Untersuchungsflächen. Vorgegebene Grenzen durch Bewuchs, durch Grundstücksgrenzen, ja selbst durch Straßen und Wege sind häufig nur vorübergehend oder gar nicht vorhanden. Die vollständige Untersuchung ganzer Dörfern und Siedlungen, sowie von Werkplätzen und technischen Anlagen ist in den Tagebauen möglich.
Dies führte 2009 zur Endeckung eines fast vergessenen Produktionszweiges aus vorindustrieller Zeit. In diesem Jahr wurde im Tagebau Nochten ein bereits bekannter Pechofen eingehend archäologisch untersucht. Die Grabung beschränkte sich jedoch nicht nur auf den Ofen und die Pechbänke, sondern bezog das Umfeld mit ein. Dabei fielen eckige Gruben auf, die sich halbkreisförmig um den Ofen und die Pechbänke gruppierten. Die genaue Untersuchung dieser Gruben ergab, dass auf der Sohle sich zwei bis vier weitere Gruben abzeichneten. Die Funktion dieser langen und schmalen Gruben war lange unklar, bis in einer dieser Gruben ein kompletter Barren aus Pech gefunden wurde. Durch diesen glücklichen Umstand wurde offenkundig, dass die länglichen Gruben eigens für die Aufnahme von Pech angefertigt worden waren.
Inzwischen ist es gelungen diese Pechgruben auch in der Nähe weiterer Pechöfen archäologisch nachzuweisen. Und auch ein schriftlicher Beleg aus dem Jahre 1793 von L.H.J. Wiesenhavern über das »Teer oder Pechbrennen« liegt uns vor:
»... Wenn das Pech durch das Kochen seine gehörige Qualität erhalten, so wird ein länglichtes Viereck etwa 6 bis 8 Zoll tief in den Sand gegraben, und das Pech mit einer kupfernen Kelle aus dem Kessel geschöpft und in solches gegossen, worin es alsdenn so lange bleibt, bis es völlig hart geworden ist, da es denn herausgegraben und an einem kühlen Orte bis zum Verkauf aufbewahret wird. ...«
Und schließlich kennen wir für die Pechgruben auch einen bildlichen Nachweis. Auf dem Kupferstich von J. W. Meil aus dem Jahre 1765 sieht man in der Bildmitte den Kessel in dem der Teer eingekocht wurde und davor die ausgehobenen Pechgruben, in die ein Arbeiter gerade mit einer Kelle Pech gießt.
D. Lukaszewska/P. Schöneburg