21.07.2015

Neues aus den Dippoldiswalder Silbergruben

Reste einer Haspel mit zwei Pfuhlbäumen und einem Verbindugsbrett, dendrodatiert mit Waldkante auf 1198. 
© Landesamt für Archäologie

Weitere vier Grubenbaue an der Glashütter Straße

Ende Mai 2015 wurden die montanarchäologischen Arbeiten in den  Grubengebäuden der Untersuchungsschächte 3 und 4 im Innenhof eines Dreiseitengebäudes an der Glashütter Straße in Dippoldiswalde durch den Forschungsschwerpunkt Montanarchäologie beim Landesamt für Archäologie Sachsen und das ArchaeoMontan-Projekt abgeschlossen. Insgesamt konnten vier annähernd parallel zueinander verlaufende und über Querschläge miteinander verbundene Grubenbaue bis auf eine Länge von 41 m und einer Teufe von max. 19 m entdeckt und erkundet werden, wobei keine Endteufe erreicht wurde. Die Gruben sind vermutlich über mindestens 8 Tagesschächte aufgefahren worden. Aus den Gruben konnten 190 Holzfunde geborgen und dokumentiert werden, davon wurden  143 dendrochronologisch untersucht. Das jüngste Datum ist 1232 mit Waldkante und das älteste Holz 1184 nach.
 
Die Funde in der Haspelkammer

In einem der Grubenbaue wurde in einer Teufe von 8 m eine Haspelkammer, (1,90 m x 1,40 m), entdeckt, in der sich noch Haspelteile in Form von zwei Pfuhlbäumen aus Buchenholz erhalten hatten, die im Abstand von ca. 0,90 m parallel zueinander in Bühnlöcher eingebaut waren. Ein Verbindungsbrett wurde  mit Holznägeln am jeweiligen Pfuhlbaum fixiert, was der Konstruktion zusätzlichen Halt gab. Die dendrochronologische Untersuchung der Pfuhlbäume ergaben die Daten 1194 ohne und 1198 mit Waldkante. Nach der Bergung und Dokumentation wurden die Funde vorsichtig gereinigt und mit dem 3D Laser Scanner gescannt, um danach in den langen Konservierungsprozess in der ArcheoMontan-Restaurierungswerkstatt gegeben zu werden.

Dieses Holzlager aus 33 Einzelstücken fand sich 16 m unter Tage.
Dieses Holzlager aus 33 Einzelstücken fand sich 16 m unter Tage.  © Landesamt für Archäologie

Ein Holzlager in 16 Meter Tiefe

 

Dass Hölzer, die möglicherweise nicht mehr benötigt wurden oder zu Bruch gegangen waren absichtlich in der Grube belassen wurden, konnte durch den Fund eines sorgfältig aufgeschichteten Holzstapels mit insgesamt 33 Einzelhölzern, darunter auch eine 1,12 m lange Haspelstütze,  in 16 Meter Tiefe einmal mehr bestätigt werden. Denn bereits 2012 wurde ein ganz ähnliches Holzlager in einem benachbarten Grubenbau entdeckt.

Diese Holzschale wurde wiederholt durch »Zusammennähen« wieder in Stand gesetzt.
Diese Holzschale wurde wiederholt durch »Zusammennähen« wieder in Stand gesetzt.   © Landesamt für Archäologie

Reparierte Holzschale

 

Aus den Verwahrmassen im Schacht oberhalb des Holzstapels wurde eine gedrechselte Holzschale (Dm 0,30 m) geborgen, die lediglich noch zur Hälfte erhalten war.  Auf dem Gefäßkörper fanden sich im Bereich von Spannungsrissen und Bruchstellen insgesamt 16 Reparaturlöcher.
Die Schale wurde immer wieder mit groben Fäden oder Seilen bzw. Lederriemen geflickt. Vielleicht lassen sich bei ihrer vorsichtigen Reinigung durch die Holzrestauratorin noch Reste des Flickmaterials finden. Auch aus den mittelalterlichen Silbergruben von Scharfenberg und Niederpöbel sind mittlerweile solche Holzschalen bekannt. Kratzspuren weisen darauf hin, dass die zum Wasserschöpfen eingesetzt wurden.

 

Dr. Christiane Hemker

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