14.12.2011

Neues aus Altliebel (Lkr. Görlitz)

Überblick über die Grabung 
© Landesamt für Archäologie

Auf den Spuren mittelalterlicher Bauern im Tagebauvorfeld Reichwalde

Bevor die über Tausende von Jahren geformte Landschaft weggebaggert wird, um Braunkohle zu gewinnen, graben Mitarbeiter des Landesamtes für Archäologie im Vorfeld des Tagebaus von Reichwalde bei Weißwasser in der Oberlausitz archäologische Fundstellen aus. Besondere Ergebnisse erbrachten dabei die Untersuchungen der Ortschaft Altliebel. Das um 1395/1400 erstmals genannte Dorf  im Südosten  des Tagebaus wurde in den 1980er Jahren devastiert. Im Randbereich der Ortslage konnten sehr gut erhaltenene Strukturen der mittelalterlichen Siedlung freigelegt werden. Viehtränken und Weidebegrenzungen lieferten Hinweise auf Weidewirtschaft.

Profil mit freigelegtem Pfosten eines großen mittelalterlichen Holzgebäudes
Profil mit freigelegtem Pfosten eines großen mittelalterlichen Holzgebäudes  © Landesamt für Archäologie

In einem teils vermoorten Niederungsbereich wurde ein vollständiger Hausgrundriss freigelegt. Dendrochronologische Untersuchungen der Eichenpfosten datieren das Gebäude an das Ende des 14. Jahrhunderts. Das Bauwerk wird von einer Palisade oder der Befestigung eines moorigen Bereiches umgeben. In den begleitenden Planierschichten wurden viele Funde gemacht; interessant sind neben umfangreichem Haushaltsgeschirr des späten Mittelalters mehrere fragmentierte Kleinplastiken aus Pfeifenton. Neben einer Frauengestalt in zeittypischer Tracht des frühen 16. Jahrhunderts wurde auch eine Pferdefigur gefunden. Die Grabung wird im nächsten Frühjahr weitergeführt, wobei es spannend sein wird, das das bauliche Verhältnis der Palisade zum Haus eindeutig zu klären.

Einer der Funde: ein Pfeifentonfigürchen
Einer der Funde: ein Pfeifentonfigürchen  © Landesamt für Archäologie
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