Erste Grabungsresultate von der »Hainspitze« in Leipzig
Erstmals liegt nun ein genaues Aufmaß der Tuchhallenkeller vor.
Das Grabungsareal liegt am Kreuzungspunkt der ältesten Fernhandelsstraßen Leipzigs, der »via regia« (heute Brühl) und der »via imperii« (heute Hainstraße), wo sich der früheste Markt (»Eselsmarkt«) befunden haben soll. Zum anderen liegt es in unmittelbarer Sichtnähe zur »urbs lipzi«, jener Burg, die in der schriftlichen Ersterwähnung Leipzigs, in der Chronik Thietmars von Merseburg aus dem Jahr 1015 erwähnt wird. Diese slawische Burganlage konnte der Archäologe und Kunsthistoriker Herbert Küas während des Baus der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit, Große Fleischergasse Nr. 11, lokalisieren. Die »Hainspitze« liegt also noch im ehemaligen Vorburggelände und damit in der Keimzelle der Stadtwerdung.
Seit April wird die nördliche Parzelle 625, das Flurstück der ehemaligen Tuchhalle (1837 – 1943) untersucht. Dafür wurden die Kellermauern der Halle dokumentiert, wobei sich zeigte, dass sie in einem Zuge 1837 erbaut wurden, d.h. keine älteren Bauphasen integriert worden waren. Mit der Vermessung der Kellermauern liegt nun der Kellergrundriss der Tuchhalle vor, der in den Bauakten nicht bekannt war. Die Lage der Kellerfenster zeigte, dass das Niveau der Hainstraße noch vor dem Krieg deutlich tiefer gelegen haben muss. Um den Verbau der Baugrube in den nächsten Wochen einbringen zu können, wurden die Keller wieder verfüllt. Sobald der Verbau die anliegenden Straßen sichert, werden die Keller und deren Bodenplatte herausgenommen. Darunter können sich noch tiefreichende archäologische Befunde wie Latrinen oder Brunnen erhalten haben, die dann dokumentiert werden können.
P. Schug M.A., Dr. T. Westphalen