Archäologische Ausgrabungen in Zwickau
Seit Anfang des Jahres werden verschiedene Baumaßnahmen innerhalb Zwickaus betreut. Im Zuge der Maßnahmen ließen sich Spuren aus der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadtgeschichte fassen.
Der Dom St. Marien war, ebenso wie alle anderen Kirchen Zwickaus, ehemals von einem Friedhof umgeben, welcher ab dem Jahr 1521 aus Platz- und Hygienegründen nicht mehr genutzt wurde. In der darauffolgenden Zeit fanden weitere Bestattungen auf dem neu angelegten Margarethenfriedhof statt, der sich auf dem Gebiet zwischen der heutigen Bosestraße, Äußeren Plauenschen Straße und dem Poetenweg befand.
Der Marienkirchhof verfügte an seiner Nordostseite über eine Mauer, welche das Areal vom öffentlichen Leben an der geschäftigen Straße trennte. Die Friedhofsmauer ist auf historischen Plänen verzeichnet und bestand noch bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Teile dieser Mauer konnten im Rahmen der aktuellen archäologischen Baubegleitung sowohl vor der Adresse Innere Plauensche Straße 1 (Fleischerei) als auch nordöstlich des Doms nachgewiesen werden. In ihrer unmittelbaren Nähe fand sich außerdem eine Grube mit menschlichen Knochen, die währen der mittelalterlichen Friedhofsnutzung aufgefunden und an einer anderen Stelle gesammelt niedergelegt worden sind. Vollständige Gräber ließen sich während der derzeitigen Grabung aufgrund der überwiegend geringen Eingriffstiefe nicht fassen, sind jedoch aus früheren Maßnahmen um den Dom herum bekannt. Die aktuell aufgefundenen Gebeine werden dem Pfarramt übergeben und anschließend wiederbestattet. Der Leitungsgraben, in dem die vorgestellten Befunde lagen, wurde nach der Dokumentation und Abdeckung der Strukturen wieder verfüllt.
Außerhalb der Friedhofsmauer fanden sich darüber hinaus kleinere Bereiche mittelalterlicher Straßenpflasterungen, die aus Feldsteinen oder Kies bestanden. Aus Schriftquellen geht hervor, dass die damalige Badergasse (heute Marienstraße und Marienplatz), neben weiteren Straßen, im Jahr 1536 mit einem Pflaster versehen wurde. Auf den Steinen lagerten sich während der Nutzungsdauer naturgemäß Schlamm, Reisig, Unrat und Verlustfunde ab. Diese Kulturschichten sind von hoher archäologischer Relevanz, enthalten sie doch nicht selten Funde, die eine Datierung der Schicht erlauben und eine Einordnung in den städtischen Kontext ermöglichen. Typische Funde sind unter anderem Fragmente von Haushaltskeramik, Reste verarbeitenden Handwerks wie Leder oder bearbeitete Tierknochen, Murmeln, Metallgegenstände oder Getreide- und Speisereste.
Eine solche Kulturschicht wurde auch in der Peter-Breuer-Straße in unmittelbarer Nähe zum Kornmarkt nachgewiesen, welcher bereits bei Baumaßnahmen in den 1990er Jahren umfassend archäologisch dokumentiert worden ist. Die Ablagerung lässt sich anhand der geborgenen Funde – Gefäßscherben und ein Wellenrandhufeisen – in das 12.-13. Jahrhundert einordnen.
N. Eichhorn