14.11.2024, 13:00 Uhr

Archäologen erforschen Alte Ziegelei bei Mühlrose

Bei den Ausgrabungen im Braunkohletagebau Nochten bei Weißwasser sind die Grundmauern und Teile des Bodens der ehemaligen Ziegelöfen zu erkennen. 

Die archäologischen Spuren der Standesherrschaft Muskau im Tagebaugebiet von Nochten

Im Dezember 2022 meldeten Mitarbeiter der LEAG auffällige Ziegelstrukturen in der Nähe des Seerosenteiches bei Mühlrose an das Landesamt für Archäologie. Bei einer anschließenden Rettungsgrabung konnten die Fundamente eines runden Ziegelofens mit einem Durchmesse von 8,70m freigelegt werden. Zunächst mussten die Grabungen aufgrund des dichten Waldbestandes eingestellt werden und wurden erst nach den Rodungsarbeiten in diesem Jahr fortgesetzt.

Bei archäologischen Grabungen auf einem angrenzenden Wiesengelände, an dessen Rand später das Mühlroser Forsthaus stand, fand‘ sich die Abrissgrube des Ziegelmeisterhauses und ein dazugehöriger Brunnen (dendrodatiert 1800). Bevor die Grabungen auf dem Gelände des Ziegelofens wieder aufgenommen werden konnten, ergaben Recherchen im Archiv von Bautzen, dass es mindestens zwei weitere Ziegelöfen gegeben haben muss. So war es nicht völlig überraschend, dass die Reste dieser beiden rechteckigen Öfen tatsächlich in unmittelbarer Nähe des runden Ziegelofens gefunden wurden. Nach aktuellen Untersuchungen (noch nicht abgeschlossen) hatte der 2. Ofen eine Größe von 6 x 7,50 m und schneidet den runden 1. Ofen. Während der runde Ofen sich kreuzende Feuerungskanäle hatte, waren sie beim 2. Ofen parallel konstruiert. Der 3. Ofen war 8 x 10 m groß und besaß drei Kanäle. Einmalig ist, dass die drei Öfen sich schneiden und somit nicht gleichzeitig existierten, sondern damit erstmals die zeitliche Entwicklung der Ziegelproduktion an einem Ort dokumentieren.

Das Ziegeleiareal mit seinen guten Tonvorkommen in unmittelbarer Nähe lag an der Rohner Straße, nur ca. 800 m vom Rohner Torhaus entfernt, und gehörte zur Standesherrschaft Muskau. Die erste schriftliche Erwähnung der Ziegelei stammt aus dem Jahr 1750. In einem Jahr wurden dreimal Ziegel gebrannt, jeweils 18.000 bis 20.000 Mauer-, Dach- bzw. Firstziegel. Um 1844 wurde die Ziegelproduktion eingestellt, da der Ofen marode war und ein Neubau zu teuer gewesen wäre. Nach fast 100 Jahren mit verschiedensten Pächtern, wurde die Ziegelei schließlich am 4. März 1846 für 102 Taler an Zimmermeister Mudra aus Schleife versteigert, abgebrochen und die Baumaterialien verkauft.

Ein in der Nähe errichtetes Jagdschloß von Graf Heinrich Hermann von Callenberg (1744-1795) wurde vermutlich mit Ziegeln aus der Mühlroser Ziegelei erbaut, wodurch Transportkosten eingespart werden konnten. Das nahe Rohner Torhaus hingegen wurde erst gebaut, als die Mühlroser Ziegelei schon nicht mehr existierte. Möglicherweise wurden hierfür Steine verwendet, die beim Abriss des alten Schlosses zur Verfügung standen. Die Spuren der Standesherrschaft Muskau im Waldgebiet südlich von Weißwasser sind mit der Überbaggerung durch den Tagebau für immer verloren. Allerdings konnten zuvor durch die archäologischen Untersuchungen wichtige neue Erkenntnisse gewonnen werden, die das Bild über die Nutzungsgeschichte des uralten Waldgebietes deutlich geschärft haben.

Quelle: Peter Schöneburg Landesamt für Archäologie, s.a. P.Schöneburg, Jagdpark, Rohner Torhaus, und Mühlroser Ziegelei. Die archäologischen Spuren der Standesherrschaft Muskau im Tagebaugebiet von Nochten, in: STRUGA - Das Magazin für die Bürger der Region Schleife, Landkreis Görlitz 02/2024, S.8-13

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