Archäologische Ausgrabungen bei Großlehna, Kr. Leipzig
Verkehrsstaatssekretär Roland Werner vom Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit infomiert sich über die Grabungsergebnisse
Gestern besichtigte Verkehrsstaatssekretär Roland Werner gemeinsam mit Rainer Büchsenstein, dem kaufmännischen Direktor des Landesamt für Archäologie Sachsen, die archäologischen Grabungen, die derzeit im Rahmen einer landschaftspflegerischen Ersatzmaßnahme des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr erfolgen.
Seit Anfang Mai 2012 untersucht ein Team von zehn Mitarbeitern des Landesamtes für Archäologie Sachsen ein ca. 2,7 Hektar großes Areal südöstlich der A9, das anschließend im Rahmen einer landschaftspflegerischen Ersatzmaßnahme aufwendig renaturiert wird. Damit sollen Eingriffe in Natur und Landschaft, die durch den Bau der A 38 entstanden sind, kompensiert werden. Im Rahmen der Baumaßmaßnahme erfolgt eine Geländemodellierung, die unter anderem die Ausbildung einzelner Senken beinhaltet, um Feuchtflächen und Vernässungsbereiche bilden zu können. Entlang der BAB A 9 entstehen zwei ca. 1 Meter hohe Wälle, die mit verschiedenen Gehölzarten bepflanzt werden. Auch zwei Waldflächen werden angelegt. Diese naturnahe Aufforstung verfolgt das Ziel, einen artenreichen Hainbuchen-Traubeneichenwald aufzubauen, der sich an den örtlichen Gegebenheiten orientiert. Außerdem werden in kleinen Gruppen Obstbäume und Laubbäume gepflanzt. Insgesamt werden hier 50 Hochstämme, 11.137 Heister und 8.817 Sträucher gepflanzt.
Staatssekretär Roland Werner, Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr: „Zum modernen Straßenbau gehört auch die archäologische Forschung. Dafür ist die Grabungsstätte bei Großlehna mit den beiden hier entdeckten Urnengräbern ein gutes Beispiel. Die Ausgrabungen liefern immer wieder interessante, und manchmal auch spektakuläre Ergebnisse. Durch die Tätigkeit der Archäologen erfahren wir viel über die prähistorischen Vorgänge, beispielweise die Siedlungstätigkeit in Sachsen. Bei großen Bauprojekten wirken eben nicht nur Baggerschaufeln, sondern auch die Siebe der Archäologen.“
Für alle Vorhaben, Straßenneubauten wie Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, gilt: Wenn größere Erdarbeiten vorgenommen werden, dann dürfen die Bagger erst nach Freigabe durch die Archäologen rollen. „Die Partnerschaft mit der sächsischen Straßenbauverwaltung ist für uns von unschätzbarem Wert. Kaum ein anderer bietet uns so oft die Chance, wertvolle archäologische Entdeckungen zu machen. Für die mitteldeutsche Geschichtsschreibung ist der Straßenbau der letzten zwanzig Jahre sozusagen ein absoluter Glücksfall,“ weiß der kaufmännische Direktor des Landesamt für Archäologie Sachsen, Rainer Büchsenstein.
Die bei den Grabungen bei Großlehna zutage getretenen Befunde und Funde lassen auf eine rege prähistorische Siedlungstätigkeit in diesem Gebiet schließen. Neben zwei Urnengräbern mit reichen Beigaben (Eisenwerkzeuge und Knochenkamm bzw. Glasperlenkette) und einem doppelten Körpergrab mit übereinander liegenden Skeletten wurden eine Pferdebestattung ohne Kopf sowie mehrere Siedlungsgruben dokumentiert. Zu den wichtigsten Befunden zählt ein ovales Grabenwerk von 218 m Länge und 150 m Breite, das etwa 2,7 ha Fläche umschließt. Dieser Spitzgraben und einige wohl zum Grabenwerk gehörenden Gruben werden in den nächsten Wochen Gegenstand der Untersuchungen vor Ort sein.
- Eine gemeinsame Medieninformation des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit und des Landesamts für Archäologie -