25.04.2015

Archäologie und Naturschutz Hand in Hand

Unter den zahlreichen Besuchern befanden sich der Präsident des Sächsischen Landtages, Dr. Matthias Rößler (hier im Bild anlässlich seiner Grußadresse an die Teilnehmer), Herr Bernd-Dietmar Kammerschen, Stiftungsdirektor der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt sowie die Landesarchäologin Dr. Regina Smolnik. 
© Landesamt für Archäologie

Workshop zur Sumpfschanze von Biehla in Kamenz

Heute veranstalteten die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt (LaNU) und das Landesamt für Archäologie Sachsen in Kooperation mit dem sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie sowie vielen weiteren Partnern einen Workshop mit dem Titel »Die Sumpfschanze von Biehla – ein herausragendes archäologisches Denkmal im FFH-Gebiet Biehla-Weißig«. 

Herausragend ist die Sumpfschanze gleich in mehrerlei Hinsicht. Es handelt sich um eine Befestigungsanlage der frühen vorrömischen Eisenzeit (ab ca. 750 v. Chr.), die dank des feuchten Untergrundes eine außergewöhnlich gute Erhaltung von Hölzern und weiteren organischen Resten aufweist. Zudem konnte sich die Natur in dem seit 2011 als europäisches Flora-Fauna-Habitat-Gebiet ausgewiesenen Areal soweit erholen, dass eine  große Anzahl vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten hier heimisch wurde.

In der frühen vorrömischen Eisenzeit nutzten die Träger der sogenannten Billendorfer Kultur das sicher schon damals schwer zugängliche Sumpfgebiet zum Bau einer Befestigungsanlage. Zwar war der rundliche Wall schon früher bemerkt worden, doch erst im Jahre 1934 erkannte Georg Bierbaum (1889–1953), der erste Landespfleger für Bodenaltertümer Sachsens, in den obertägig sichtbaren Strukturen ihre archäologische Bedeutung. 1938 wurden Drainagegräben in der Anlage angelegt. Ihre wissenschaftliche Begleitung erbrachte erste, überraschende Resultate: Gut erhaltene Holzbohlen zeigten einen kastenartigen Aufbau des Wallinneren. Im Inneren der Anlage wurden Stein- und Scherbenpackungen angetroffen. Anfang der 2000er Jahre wurden diese Ergebnisse eindrucksvoll bestätigt. Außerdem ermöglichten die geborgenen Holzreste eine dendrochronologische Datierung in das Jahr 620 v. Chr. 

Das Heft ARCHAEONAUT 12 »Biehla: Teich - Sumpf - Schanze« ist pünktlich zum Workshop erschienen.
Das Heft ARCHAEONAUT 12 »Biehla: Teich - Sumpf - Schanze« ist pünktlich zum Workshop erschienen.  © Landesamt für Archäologie

Weit über 100 Besucher, darunter Archäologen, Naturschützer und ortsansässige Bürger, fanden sich nun zum Workshop im Rathaus der Stadt Kamenz ein, um mehr über die Geschichte aber auch die Zukunft des archäologischen Denkmals und des Naturschutzgebietes zu erfahren.
Dabei stand vor allem die akute Bedrohung der archäologischen Funde und Befunde, namentlich die Feuchtbodenerhaltung, im Fokus. Gelang es zwischenzeitlich, die Schutzkon-zepte an der Schnittstelle zwischen archäologischer Bodendenkmalpflege und Naturschutz so anzupassen, dass beispielsweise die notwendige jährliche Mahd weitestgehend manuell er-folgte, zeigt sich gerade in letzter Zeit wieder erhöhter Handlungsbedarf. In Vorträgen wurden im Vormittagsprogramm die verschiedenen Aspekte aus archäologischer und naturschutz-fachlicher Sicht beleuchtet, aber auch praktische Fragen der Teichwirtschaft erläutert. Die Exkursion am Nachmittag erlaubte es den Teilnehmern, sich selbst ein Bild vor Ort zu ma-chen, bot aber auch reichlich Gelegenheit zu Gesprächen. Die Erhaltung der Sumpfschanze mit ihrer wertvollen archäologischen Substanz, die gleichzeitig vielen geschützten Arten des FFH-Gebietes, wie z.B. den Orchideen, Lebensraum bietet, stellt nach wie vor eine Heraus-forderung dar. Mit der Veranstaltung ist ein weiterer Schritt zu einer nachhaltigen Sicherung erfolgt.

 

Pünktlich zur Veranstaltung ist in der Reihe ARCHAEONAUT des Landesamtes für Archäologie das Heft 12 »Biehla: Teich – Sumpf – Schanze« erschienen. Das Heft kann beim LfA oder im Buchhandel erworben werden.

R. Wegener, E. Mertens

 

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