25.06.2015

Archäologie geht dem Tagebau voraus

Ehe der Vorschnittbagger im Tagebau Nochten die Ausgrabung erreicht, dokumentieren die Archäologen die Befunde. 
© Landesamt für Archäologie

Bislang unbekanntes Jagdschloss der Standesherrschaft Muskau entdeckt.

Im Tagebau Nochten südlich von Weißwasser hat sich der Schaufelrad-Bagger bis an die Reste des alten Jagdparks heran gegraben. Konnten hier vor kurzem noch die bisher unbekannten Fundamentreste eines Gebäudes freigelegt werden, klafft heute an der Stelle ein riesiges Loch. Obwohl die Zeugen der Geschichte somit unwiederbringlich verschwinden, gewinnen die Archäologen durch die von Vattenfall namhaft unterstützten Ausgrabungen völlig neue Erkenntnisse, die sonst nie ans Licht gekommen wären.

Für den Jagdpark bedeutet dies nach jetzigem Kenntnisstand den Nachweis eines bisher unbekannten dreiflügeligen Jagdschlosses, an das später zwei große Seitenflügel angebaut wurden. Neben dem westlichen Seitenflügel lag ein  massiver Eiskeller aus dem Jahre 1732 (dendrodatiert) mit einem ausgeklügelten Abflusssystem für das geschmolzene Wasser. Ein Abflussrohr aus Kiefernholz das im gleichen Jahr geschlagen wurde, schneidet einen doppelwandiger Brunnen, der gut zwei Generationen später angelegt wurde. Eine Überraschung waren auch diverse Wasserleitungen aus Holz und aus Ziegeln, die das gesamte Gelände durchzogen, sowie die Parkbegrenzungsmauer mit einem hölzernen Eingangstor.

Nach den schriftlichen Quellen sind die meisten Baustrukturen den Standesherren vom Geschlecht der Grafen von Callenberg zuzuschreiben, die von 1644 bis 1789 im Besitz des Jagdparks waren. Inwieweit sich auch Baureste von Fürst Hermann von Pückler-Muskau (1785–1871), des Prinz Friedrich der Niederlande (1797–1881) und späterer Eigentümer der Standesherrschaft unter den Befunden befinden, wird die Auswertung der Grabungsergebnisse zeigen.

Peter Schöneburg / Thomas Linsener

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