Neues aus dem Tagebau Nochten
Eisenverhüttungsplatz der römischen Kaiserzeit mit Grubenhäusern entdeckt
Im Vorfeld des Tagebaus Nochten in der Oberlausitz wird gegenwärtig ein Eisenverhüttungsplatz der römischen Kaiserzeit freigelegt, welcher neben Erkenntnissen über die Eisenverarbeitung neue Einblicke in die Siedlungsgeschichte der Region bietet. Gelegen an einem leichten Westhang am Rande der Trebendorfer Hochfläche konnten bislang auf einer Länge von 120 m 40 Röstgruben, Reste von Rennöfen sowie fünf Grubenhäuser mit Hinweisen auf die Stoffherstellung dokumentiert werden.
Innerhalb der bislang geöffneten Fläche von 7500 m² konnten erstmals im Tagebaugebiet die Reste von germanischen Grubenhäusern freigelegt werden.
Das Charakteristische dieser kleinen Gebäude sind die unter die Geländeoberkante abgetieften Fußböden. Die dadurch vorhandene relativ hohe Luftfeuchtigkeit ließ die Fäden nicht so schnell reißen und eignete sich dadurch hervorragend für die Tuchherstellung mit Webstühlen. Das größte der untersuchten Häuser (Grubenhaus 1) besaß eine Länge von 5,60 m und eine Breite von 3 m. Das Dach wurde von 8 Pfosten getragen. Die Funde bestanden aus Teilen von Webgewichten und Spinnwirteln sowie Resten einer länglichen Glasperle. Eine Besonderheit bietet die Keramik. Neben der für diese Zeit typischen Ware, konnten mehrere Scherben von Drehscheibenware aus diesem Haus geborgen werden. Diese könnte als Import aus dem Süden, wo die Drehscheibe schon länger zur Herstellung von Keramik genutzt wurde, in die Region gelangt sein. In einem anderen Grubenhaus wurden mehrere verkippte Schlackeklötze geborgen, die als Reste bei der Eisenverhüttung anfallen.
Gut erhalten sind die zahlreichen Röstgruben. Die meist rechteckigen Eintiefungen sind gekennzeichnet durch eine dunkelgrau-schwarze Verfärbung mit gebrannten Steinen und Steinfragmenten. Meist liegen sie in W-O Richtung und sind zwischen 1,40 m und 1,50 m lang. Eine Besonderheit ist der Nachweis von verkohlten Hölzern innerhalb der Gruben. Sie lagen unter den Steinen, meist in N-S Richtung, und sind in einigen Fällen sogar noch als Gitter fassbar gewesen. Die eigentlichen Rennöfen zur Gewinnung von Eisen haben sich selten in situ erhalten. Neben dem Einfluss durch Erosion und Forstwirtschaft auf die Erhaltungsbedingungen, wurden zahlreiche Ofenstandorte unmittelbar vor Grabungsbeginn durch die notwendigen Rodungsarbeiten und die Munitionsbergung zerstört, die eindeutige Spuren im Grabungsplanum hinterlassen haben.
Die zahlreiche Überschneidungen und die Ausdehnung des Fundplatzes sprechen dafür, dass das Areal über längere Zeit genutzt wurde. Die lockere Verteilung der Rennofenreste und das Fehlen von Ofenbatterien bezeugen, dass das Eisen für den Eigenbedarf hergestellt wurde. Die weiteren Untersuchungen müssen zeigen, ob die erstmals im Tagebau nachgewiesenen Grubenhäuser eine eigenständige Siedlungsphase darstellen.
Sabrina Herrmann, Thomas Linsener