Neolithische Brunnen zählen zu den ältesten Holzbauwerken der Welt
Analyse der Baumringe ermöglicht genaue Datierung
Vier Brunnen aus der Jungsteinzeit, die in den vergangenen Jahren bei Ausgrabungen in Nordwest-Sachsen entdeckt wurden, gehören zu den ältesten erhaltenen hölzernen Bauwerken weltweit. Dank der „Dendrochronologie“ genannten Methode zur Alterbestimmung von Holz konnten Archäologen des sächsischen Landesamtes für Archäologie in Zusammenarbeit mit Spezialisten der Universität Freiburg die Bauhölzer jetzt genauer datieren.
Demnach wurde die älteste Anlage in Brodau bei Delitzsch, Kreis Nordsachsen, in der Zeit kurz nach 5200 v. Chr. erbaut. Etwa gleich alt ist eine mehrphasige Konstruktion aus Zwenkau-Eythra, Kreis Leipzig. Die Bäume für den jüngsten Brunnen, ebenfalls aus Zwenkau-Eythra, wurden im Winterhalbjahr 5098/5097 v. Chr. geschlagen. Der Befund vom Flughafen Leipzig-Halle schließlich datiert von ca. 5099 v. Chr. Die Stücke beweisen die hohe technische Fertigkeit der Neolithiker bei der Bearbeitung von Holz mit Steinwerkzeugen.
Die Untersuchungssergebnisse wurden nun in der international renommierten Online-Zeitschrift PLOS ONE veröffentlicht und sind somit für Forschung und Öffentlichkeit frei zugänglich.
Die Brunnen stammen aus der Zeit der ersten Ackerbauern in Mitteleuropa, einer Kultur, die nach der typischen Gefäßverzierung Linienbandkeramik genannt wird. Mit der Übergang von einer jägerischen Lebensweise zu einer sesshaften, produzierenden Wirtschaft wurden die Grundlagen der modernen Gesellschaft gelegt. In dieser Zeit entstanden in Zentraleuropa die ersten Dörfer, bestehend aus bis zu 50 Meter langen Pfostenbauten. Die zu diesen Dörfern gehörenden Brunnen zählen zu den weltweit ältesten Versorgungseinrichtungen. Im Normalfall haben sich Hölzer aus diesen fernen Zeiten nicht erhalten und sind längst zu Stab zerfallen. Allein durch ihre Lage, abgeschlossen von Sauerstoff unter dem Grundwasserspiegel, konnten die Balken die Jahrtausende überdauern. Auch in der Verfüllung der hölzernen Brunnenschächte haben sich Funde aus organischen Materialien hervorragend erhalten und sind weltweit einmalig. Sie werden nach eingehender Restaurierung im neuen Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz eines der Highlights der Ausstellung sein.
Nähere Auskünfte erteilen die Co-Autoren:
Rengert Elburg
Landesamt für Archäologie Sachsen
Rengert.Elburg@lfa.sachsen.de
Tel: 0351 - 8926 612
Mobil: 0174-6317023
Dr. Harald Stäuble
Landesamt für Archäologie Sachsen
Harald.Staeuble@lfa.sachsen.de
Tel.: 0351 – 8926 672