15.10.2014

Experimentalarchäologie fällt Bäume

Arbeit mit einer Kopie eines 7000 Jahre alten Querbeils. 
© Landesamt für Archäologie

Das vom Landesamt unterstützte Projekt zur neolithischen Holzbearbeitung findet in der Öffentlichkeit großes Interesse.

Dem im Frühjahr 2014 zum bereits vierten Mal veranstalteten Experimental-Wochenende wurde bereits eine Sendung im Bayerischen Rundfunk gewidmet. Jetzt erscheint auch ein Beitrag in der auflagenstärksten archäologischen Zeitschrift »Archaeology Magazine«. Anlass der experimentalarchäologischen Geländearbeit im fränkischen Ergersheim war der Fund mehrerer Brunnen aus der frühen Jungsteinzeit, der sog. Linienbandkeramik, im Großraum Leipzig. In diesen Anlagen hatten sich die Konstruktionshölzer unter Sauerstoffabschluss im Grundwasser über mehr als 7.000 Jahre hervorragend erhalten. An den Hölzern fanden sich Konstruktionsmerkmale, die so für das Neolithikum bislang völlig unbekannt waren, wie z.B. die älteste Zapfenverbindung der Welt.

Laserscan eines mit einem Steinbeil gefällten Baumstumpfes.
Laserscan eines mit einem Steinbeil gefällten Baumstumpfes.  © Landesamt für Archäologie
Um der Frage nachzugehen, wie es möglich ist, mit den damals zur Verfügung stehenden Mitteln solche avancierten Holzverbindungen herzustellen, wurde im Jahr 2011 erstmalig versucht, mit Kopien von Steinbeilen und Knochengeräten aus der Jungsteinzeit eine Eiche zu fällen und aufzuspalten. Seitdem hat das Team um Rengert Elburg vom LfA Sachsen viel Erfahrung sammeln können. Fast schon dürfen sich die Mitarbeitenden bereits als »Steinzeit-Zimmerleute« bezeichnen.
Laserscans von einem neolithischen Originalbalken (links) sowie von zwei auf unterschiedliche Arten bearbeiteten Repliken
Laserscans von einem neolithischen Originalbalken (links) sowie von zwei auf unterschiedliche Arten bearbeiteten Repliken  © Landesamt für Archäologie

Das Landesamt unterstützt das Projekt durch das zur Verfügung stellen einer Ausstattung an High-Tech-Geräten für die Dokumentationsarbeiten sowie durch das Erstellen von hochauflösenden 3D-Scans der resultierenden Bauhölzer und Baumstümpfe. Durch Vergleich der Spuren an den archäologischen Hölzern mit den modernen Repliken kann die Forschergruppe genaue Aussagen über die Art und Weise treffen, wie die Neolithiker mit ihren Geräten umgegangen sind und wie es möglich war, solche handwerklich meisterhafte Konstruktionen zu erstellen.

 

Rengert Elburg   

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