Ein Reiterfigürchen aus Zwickau
Kinderspielzeug aus dem spätmittelalterlichen Zwickau
Seit dem Frühjahr 2021 finden Ausbau und Neugestaltung der Zwickauer Marienstraße statt. Diese Maßnahmen werden baubegleitend archäologisch betreut. Trotz massiver moderner Störungen kamen umfangreiche spätmittelalterliche Strukturen zum Vorschein, darunter Pflasterbefunde, Kulturschichten sowie mehrere Brandschichten, die sich sehr gut mit den historisch belegten Stadtbränden in Verbindung bringen lassen.
Das Fundmaterial stellt einen Querschnitt durch das typische Haushaltsinventar des Spätmittelalters dar. Besonders erwähnenswert ist aber ein sorgfältig gearbeitetes Reiterfigürchen aus hellem Ton. Das Fundstück ist 7,5 cm lang und noch 4,6 cm hoch erhalten und wurde mit Hilfe eines Models geformt. Erkennbar sind noch die Verbindungsnaht der beiden Einzelteile und die Fingerabdrücke des Töpfers.
Der Reiter trägt einen Mantel, welcher auf dem Rücken des Pferdes aufliegt. Darüber hinaus ist er mit Stiefeln und einer Tasche ausgestattet, die an seiner rechten Seite hängt. Seine linke Hand hält die Zügel des Pferdes. Kleine Figuren wie diese erfreuten sich während des gesamten Mittelalters großer Beliebtheit und dienten vermutlich als Spielzeug. Ein fast identisches Stück wurde bereits 1994 in der Schwanengasse/Magazinstraße (Ausgrabung Z-02) gefunden, zählt dort allerdings zum Töpfereiabwurf.
Die kleine Figur wurde von einem aufmerksamen Mitarbeiter der beauftragten Baufirma gefunden und umgehend dem LfA übergeben, so dass sie fachgerecht dokumentiert und nun einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt werden kann.