Ein imposantes Ausstellungsstück für das Haus der Archäologie
Das bekannte Gräberfeld von Liebersee, mit seinen über 1500 Gräbern, wurde immer wieder von der Jungbronzezeit (ca. 1200 v. Chr.) bis in das frühe Mittelalter (ca. 800 n. Chr.) belegt.
Im nordöstlichen Randbereich mussten im Jahr 2009 unter der örtlichen Leitung von M. Häckel weitere Gräber der jüngsten Bronzezeit (9.-8. Jht. v. Chr.), der frühen Eisenzeit (7. Jht. v. Chr.) und des frühen Mittelalters (7. Jht. n. Chr.) vor dem Pflug gerettet werden.
Eines der bronzezeitlichen Gräber zeichnete sich bereits im ersten Planum durch zwei große Feldsteine und eine ca. 1 x 1 m messende Grabgrubenverfärbung aus. Am Ostrand lag an einem der Steine eine zerbrochene Vogelklapper, zusammen mit weiteren seltenen Sondergefäßen und einer Scherbenpackung. Da in Liebersee die bisher bekannten Vogelklappern ausschließlich aus besonders reich und auffällig ausgestatteten Bestattungen stammten, bestand die Hoffnung, hier ein eindrucksvolles Beispiel für den gefäßreichen Bestattungsritus der jüngeren Lausitzer Kultur anzutreffen.
Daraufhin entschloss man sich, den Befund für das zukünftige Haus der Archäologie in Chemnitz zu sichern. Im Herbst 2009 erfolgte daher eine Bergung im Block. Diese aufwendige Aktion wurde mit schwerer Technik maßgeblich von der ortansässigen Landgut Staritz GmbH unterstützt, wie dies öfter während der langjährigen Grabungen geschehen war.
Im Winter 2010/11 wurde in Dresden die mit großer Spannung erwartete Öffnung des Blockes begonnen. Würde sich das Grab als ansprechendes Ausstellungsobjekt entpuppen? Schon bei der minutiösen Freilegung des nächsten Planums wurden die Hoffnungen mehr als erfüllt. Auf der gesamten Innenfläche der Grabgrube standen vollständig erhaltene Gefäße. Im Norden begrenzte ein kürbisgroßer Findling die Grube, im Osten standen zu Füßen des zweiten Steines neben der Scherbenpackung weiterhin dicht gedrängt Schöpfgefäße. Unter der Scherbenpackung stand eine intakte geriefte Amphore, begleitet von einem auffällig verzierten Hängegefäß wie es ähnlich schon über der Scherbenpackung gelegen hatte. Die Südwestecke war der Urnengruppe, bestehend aus einem kleinen Henkelgefäß mit Fuß- und Deckschale, vorbehalten. Die Urne enthielt nur wenig Leichenbrand, wohl eines Kindes, sowie einen geschlossenen Bronzering, der auf den Leichenbrand gelegt wurde. Die Mehrzahl der Beigefäße stellen flache Omphalosschüsseln und größere Tassen unterschiedlicher Form dar. In letztere wurden auffallend oft kleine, verzierte Tässchen gelegt. Unter einem solchen Tässchen lag ein ca. 7 cm langes Tonobjekt in der Form eines kleinen zweiflächigen Hammers. Derzeit können für das Objekt keine Parallelen namhaft gemacht werden.
Die Vogelklapper und die Gefäßausstattung mit seltenen, auffällig verzierten Sonderformen heben das Grab genauso, wie der kleine Tonhammer, aus den knapp 400 Gräbern von Liebersee heraus. Daher wird der Befund im zukünftigen Haus der Archäologie in Chemnitz als intakte Grabanlage aufgestellt und ein zentrales Ausstellungsstück bei der Erläuterung spätbronze- und früheisenzeitlichen Bestattungsbrauchtums sein.