08.05.2008

Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert Projekt des LfA

Aus der Luft sind die Gräben einer Befestigung auf dem Burgberg von Zschaitz, Kr. Döbeln, zu erkennen. Das Denkmal befindet sich unter einer landwirtschaftlich genutzen Fläche. 
© Landesamt für Archäologie

„Innovativer Schutz archäologischer Kulturdenkmäler in einer agrarischen Hochertragslandschaft – die Lommatzscher Pflege“. Das Projekt mit dem langen Titel widmet sich einer scheinbar einfachen Frage: Wie schützt man archäologische Denkmäler in einer agrarisch genutzten Landschaft?

Landwirte, Umweltschützer und Archäologen arbeiten Hand in Hand bei der Bewältigung von Problemen wie Erosion, Hochwasserschutz und Denkmalpflege. Damit sind sie wegweisend in der Bundesrepublik. Von der DBU wird das Projekt nun für die Laufzeit von drei Jahren namhaft gefördert und unterstützt. 

In der Kornkammer Sachsens
Die Lommatzscher Pflege ist der Kern des mittelsächsischen Lößhügellandes und gilt als „Kornkammer“ Sachsens. Hervorragende Böden bilden seit über 7000 Jahren die Grundlage bäuerlichen Wirt-schaftens. Diese Hochertragsregion der Gegenwart ist eine der wichtigsten sächsischen Altsiedellandschaften der Vergangenheit. Das Archiv im Boden birgt wertvolle archäologische Quellen aus mehreren Jahrtausenden Menschheits- und Kulturgeschichte in Sachsen.

Gefahr für archäologische Denkmale
Seit dem Beginn der ackerbaulichen Nutzung ist diese Kulturlandschaft Veränderungen unterworfen. Das  Wechselspiel von Bodenabtrag und Sedimentbildung beginnt mit den ersten Ackerbauern um 5500 v. Chr. Bodenerosion wird in schriftlichen Quellen seit der frühen Neuzeit beschrieben. Allerdings führte die Industrialisierung der Landwirtschaft im 19. Jh. zu einer drastischen Nutzungsintensivierung. Die massive Zerstörung archäologischer Kulturdenkmäler lässt sich bis in diese Zeit zurückverfolgen. Kollektivierung und Großfelderwirtschaft haben in letzten 60 Jahren die Erosionsanfälligkeit der Agrar-flächen erhöht und den Schwund des „Archivs im Boden“ weiter beschleunigt. Diese Prozesse vollziehen sich schleichend, aber unumkehrbar. Angesichts aktueller Strukturveränderungen (nachwachsen-de Rohstoffe, Nahrungsmittelbedarf etc.) ist ein zusätzlicher Nutzungsdruck und damit Verlust an ar-chäologischen Kulturdenkmälern absehbar.

Auswege gesucht
Das Landesamt für Archäologie und das Umweltzentrum Ökohof Auterwitz e.V. suchen deshalb nach neuen Möglichkeiten, wie archäologische Kulturdenkmäler auf intensiv bewirtschafteten Agrarflächen in der Lommatzscher Pflege nachhaltig geschützt werden können. Damit steht das Vorhaben im Schnittpunkt von Landwirtschaft, Boden-, Natur- und Hochwasserschutz sowie archäologischer Denkmalpflege. Das Projekt erhält nun namhafte Förderung durch den DBU Osnabrück und hat eine Laufzeit von drei Jahren. Das anspruchvolle Ziel lässt sich nur gemeinsam mit Partnern in der Region, mit Kommunen, Landwirtschafts- und Umweltbehörden und vor allem in Kooperation mit landwirt-schaftlichen Betrieben erreichen.

Zusammenarbeit  hat Tradition
Vielleicht bestehen in keiner Agrarregion Deutschlands so günstige Voraussetzungen für einen auf Freiwilligkeit und Dialog gegründeten Ansatz wie in der Lommatzscher Pflege. Hier haben Landwirte schon um 1900 begonnen sich als „Archäologen“ zu betätigen. Ziel ist es, diese Traditionen aufzugrei-fen, Landwirte für den Schutz archäologischer Kulturdenkmäler zu gewinnen, diesen mit betriebsspezifischen Strukturen und Interessen in Einklang zu bringen und die Zusammenarbeit von Behörden, Betrieben und Eigentümern zu intensivieren. Dieser Handlungsansatz ist nicht zuletzt Kernelement der Entwicklungsstrategie, für die die Lommatzscher Pflege 2007 als Leader-Region ausgezeichnet wur-de. Dabei spielt auch die Jahrtausende währende Besiedlungsgeschichte eine wichtige Rolle.

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