06.06.2019

»ausgegraben – ausgestellt: Erste Ergebnisse der archäologischen Grabungen an der Bahnhofstraße in Chemnitz (C-36)«

Die Sonderausstellung wird in einem Grabungszelt gezeigt, das wiederum im Foyer des smac steht. 
© Landesamt für Archäologie

Sonderausstellung im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz - smac - 07.06. - 07.07.2019

Die große Stadtkerngrabung direkt neben dem Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz (smac) wurde im März diesen Jahres nach sechs Monaten erfolgreich abgeschlossen. Auf dem etwa 5700 qm großen Areal konnte das Landesamt für Archäologie Sachsen spannende Strukturen dokumentieren und zahlreiche Funde bergen. Die Funde sind inzwischen gewaschen und inventarisiert und die Auswertung der Pläne, Befun-de und Proben ist in Arbeit.
Schon jetzt möchten wir der Öffentlichkeit erste Ergebnisse und Fundobjekte im smac der Öffentlichkeit präsentieren, bevor die Objekte in das Archäologische Archiv Sach-sen in Dresden aufgenommen werden.

»Ich freue mich sehr, dass wir das neue Ausstellungsformat 'ausgegraben – ausgestellt' der Kolleginnen und Kollegen vom Landesamt für Archäologie Sachsen erstmalig hier im smac zeigen können. Es soll zukünftig überall im Freistaat zeitnah nach Ab-schluss einer Ausgrabung des Landesamtes für Archäologie Sachsen über  erste wich-tige Ergebnisse informieren und die Funde aus unserer unmittelbaren Nachbarschaft machen dabei den Anfang«, erläutert Dr. Sabine Wolfram, Direktorin des smac. So ist geplant, im nächsten Jahr in „ausgegraben – ausgestellt“ die  zurzeit noch laufende Ausgrabung am Getreidemarkt zu präsentieren.

Die Untersuchung des Bereichs zwischen smac und Johannisplatz war notwendig, weil die ehemalige Parkfläche entlang der Bahnhofstrasse bebaut wird. eins energie in sachsen und Fay Projects GmbH  werden hier ein Bürogebäude bzw. ein Hotel errichten.

Ursprünglich lag dieses Areal außerhalb der mittelalterlichen Stadt, deren Zentrum sich um Markt und Jakobikirche befand. Die ältesten festgestellten Siedlungsspuren sind für das 13. Jahrhundert belegt. Aus dieser Zeit stammt ein besonders schöner Fund: Ein bronzener Fingerring mit Kreuzzier, der in dem frühesten Siedelhorizont geborgen wur-de.

»Unsere Ergebnisse bestätigen die Annahme, dass in Chemnitz bereits während des Mittelalters auch in extra muros – also außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauern – gelegenen Bereichen gesiedelt wurde«, sagt Dr. Christiane Hemker, die zuständige Re-feratsleiterin Südwestsachsen.

Bemerkenswert sind auch elf kleine Öfen, die auf ein intensiv betriebenes und feuerge-fährliches Handwerk vor den Toren der Stadt belegen. Ihre genaue Funktion kann erst nach der Auswertung der archäometallurgischen Analysen geklärt werden. Auf den ersten Blick weisen sie starke Übereinstimmung mit  metallverarbeitenden Öfen auf.
Alltagskultur und –leben sind in einem Gefäßensemble aus einer Latrine des 16. Jahr-hunderts zu bestaunen. Mehrere Kochtöpfe und eine Kanne aus Waldenburger Stein-zeug wurden damals in der Latrine entsorgt.

Große Gruben voller Töpfereiabfälle und Überreste von Brennöfen prägen das Bild im 16./17. Jahrhundert. „Diese Funde sind ein deutlicher Hinweis darauf, dass an dieser Stelle, abseits der engen innerstädtischen Bebauung, das Töpferhandwerk ansässig war“, freut sich die örtliche Grabungsleiterin Frau Susanne Schöne.

Vom 7. Juni bis zum 7. Juli 2019 präsentiert „ausgegraben – ausgestellt. C-36, Chem-nitz Bahnhofstraße“ diese ersten Ergebnisse und Fundobjekte im Foyer des smac. Der Besuch der Präsentation ist zu den Öffnungszeiten des Museums kostenlos.

Im Rahmen der Europäischen Archäologietage 2019 finden am 14. Juni zwischen 11 und 15 Uhr zu jeder vollen Stunde Führungen durch die Ausstellung statt. Auch die Füh-rungen sind kostenfrei.

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