Archäologische Untersuchungen bei Grimma
Ausgrabungen im Bereich des neuen Industrie- und Gewerbegebietes Nord
Das neue Industrie- u. Gewerbegebietes Nord bei Grimma wurde zwischen den Jahren 2020 und 2022 in drei Bauabschnitten erschlossen. Baubegleitend untersuchte das Landesamt für Archäologie Sachsen die rund 42 ha große Fläche nördlich der A14 und westlich der B 107.
Für die Erforschung der Fläche wurden parallel verlaufende, 4 Meter breite Suchschnitte im Abstand von etwa 12 Meter angelegt.
Die ältesten Funde stammen aus der Jungsteinzeit und datieren in die zweite Hälfte des 4. Jahrtausends vor Christus. Eine Scherbe kann der Michelsberger Kultur zugeordnet werden. Es handelt sich um das Fragment einer für diese Kultur typischen flachen Tonscheibe, deren Verwendungszweck noch nicht ganz geklärt ist. Vielleicht wurden sie als Unterlage zum Backen von Teigfladen benutzt oder dienten als Gefäßabdeckung.
Mit der Hilfe ehrenamtlicher Sondengänger wurde die oberste Erdschicht des Areals untersucht. Sie entdeckten zahlreiche Metallobjekte. Darunter befand sich auch eine sehr gut erhaltene Silbermünze, ein „24 Einen Thaler“ von 1763 der Sachsen-Albertinischen Linie, die unter Friedrich August II geprägt wurde.
Eine auf der Fläche aufgefundene Bleiplombe konnte als Düngemittelsiegel einer deutschen Firma identifiziert werden, die seit 1864 in Uruguay einen organischen Volldünger für den europäischen Markt produzierte.
Die landwirtschaftliche Nutzung des Areals bezeugt auch ein System unzähliger Drainagen, die der Entwässerung und der Regelung des Wasserhaushaltes dienten. Während in jüngerer Zeit einfache Tonröhren verlegt wurden, legte man vermutlich im 16. Jahrhundert ein System von Entwässerungskanälen an, die mit Porphyr-Platten ausgekleidet und abgedeckt waren.