Archäologie vor der Baggerschaufel
Vollständige Ziegelei des 18. Jahrhunderts wird untersucht
Im Tagebaugebiet von Nochten südlich von Weißwasser wird gegenwärtig eine Ziegelei archäologisch untersucht. Die Standesherrschaft Muskau als Eigentümer verpachtete nach den schriftlichen Quellen die Mühlroser Ziegellei seit 1750 über einen Zeitraum von ca. 100 Jahren. Die Bewohner der Dörfer der Umgebung waren verpflichtet ihre Ziegel in der Ziegelei zu kaufen. Es ist davon auszugehen, dass auch das östlich gelegene Jagdschloss der Standesherrschaft und die Torhäuser des Tiergartens das Baumaterial von dort bezogen haben. Im Jahre 1846 wurde die Produktionsstätte abgebrochen und die Baumaterialien versteigert.
Die Ziegelherstellung von Mühlrose datiert unmittelbar vor der Einführung der Ringbrandöfen, die die Ziegelherstellung revolutionierten (1858 Patent für Eduard Hoffmann). Der weltweit älteste erhaltene Ringbrandofen befindet sich in Großtreben und kann besichtigt werden. In Vorbereitung eines Entwässerungsriegels für den Tagebau wurde der Mühlroser Ziegelofen entdeckt. Daraufhin erfolgte die archäologische Untersuchung des Ofens. Der Ofen hatte eine runde Form (Dm. 8,70 m) und besaß einen Brennraum mit kreuzförmig angeordneten Belüftungskanälen. Vor den Belüftungskanälen befanden sich trapezförmige Räume, deren Funktion noch nicht eindeutig geklärt ist. Der Ton für die Ziegel wurde unmittelbar vor Ort gewonnen, wovon eine große Grube zeugt, die später als Seerosenteich genutzt wurde. In alten Kartenwerken ist das Grundstück des Ziegelmeisters verzeichnet. Eine Brunnenanlage, die ihm zugeordnet werden kann, wird z.Zt. freigelegt. Mit dem Voranschreiten des Tagebaus wird in den kommenden Jahren das gesamte Ziegelleiareal untersucht. Erste Ergebnisse werden zum Tag des offenen Denkmals am 11.09.2022 der Öffentlichkeit präsentiert.
Peter Schöneburg / Thomas Linsener