Das Gräberfeld von Liebersee.
»Das polykulturelle Gräberfeld von Liebersee, Kreis Torgau-Oschatz«
Das vor- und frühgeschichtliche Gräberfeld von Liebersee, Lkr. Torgau-Oschatz, Sachsen ist nach Umfang, Belegungsdauer und Ausgrabungsstand einzigartig in Mitteldeutschland und besitzt paradigmatischen Charakter für weite Teile Mitteleuropas.
Notbergungen und Plangrabungen der siebziger und achtziger Jahre (Landesmuseum Dresden), von 1995-1998 fortgesetzt durch das Landesamt für Archäologie mit Förderung der DFG erbrachten ca. 2000 Gräber, die annähernd lückenlos von der Jungbronzezeit (ca. 1200 v.Chr.) bis ins frühe Mittelalter (ca. 700 n.Chr.) angelegt worden waren.
Hunderte Urnengräber der bronzezeitlichen Lausitzer Kultur und verschiedener eisenzeitlicher Kulturgruppen (Billendorf-/Hausurnengruppe, Jastorf-Kultur, Oder-Warthe Gruppe), werden von Brandgräbern der Kaiserzeit gefolgt (elbgermanische und odergermanische Gruppen), an die sich völkerwanderungs- und merowingerzeitliche Körpergrabgruppen (Niemberger Gruppe, Reihengräber) anschließen, bevor Brandgräber des frühen Mittelalters, die den frühen Slawen zugeschrieben werden, die Belegung abschließen. Für jeden Belegungsabschnitt bieten die zahlreichen, modern ergrabenen Inventare die Möglichkeit Formenkanon, innere Chronologie und Bestattungssitten für die mittlere Elbe grundsätzlich zu erarbeiten.
Die weitgehend ununterbrochene Platzkontinuität und die nahezu vollständige Erschließung verleiht dem Gräberfeld modellhaften Charakter für die diachrone Erforschung von Kontinuitäten und Brüchen im Bestattungs- und Kommunikationsverhalten mitteldeutscher »Kulturgruppen« von der Bronzezeit bis ins frühe Mittelalter. Beispielhaft können Einblicke in die Geschichte einer Bestattungsgemeinschaft mit ihren zeitabhängig differenten kulturellen Orientierungen gewonnen werden. Kulturwandel kann vergleichend unter Aspekten von Kulturkontakt, Zuwanderung oder gar vollständigem Bevölkerungsaustausch untersucht werden.
Publikationsliste bisher erschienener Katalogbände:
- J.Bemmann und W.Ender 1999, Liebersee. Ein polykultureller Bestattungsplatz an der sächsischen Elbe. Band 1. Veröffentl. des Landesamtes für Arch. mit Landesmus. für Vorgeschichte 28 (Dresden 1999). (Rez.: E.Bönisch, Germania 80, 316-320; V.Salac, Pamatky Arch. XCII, 2001, 185-187).
- W.Ender 2000, Liebersee. Ein polykultureller Bestattungsplatz an der sächsischen Elbe. Band 2. Veröffentl. des Landesamtes für Arch. mit Landesmus. für Vorgeschichte 30 (Dresden 2000).
- J.Bemmann 2003, Liebersee. Ein polykultureller Bestattungsplatz an der sächsischen Elbe. Band 3. Veröffentl. des Landesamtes für Arch. mit Landesmus. für Vorgeschichte 39 (Dresden 2003).
- P.Ender 2003, Liebersee. Ein polykultureller Bestattungsplatz an der sächsischen Elbe. Band 4. Veröffentl. des Landesamtes für Arch. mit Landesmus. für Vorgeschichte 41 (Dresden 2003).
- Jan Bemmann/Esther M. Wesely-Arents, Liebersee. Ein polykultureller Bestattungsplatz an der sächsischen Elbe. Band 5. Veröffentl. des Landesamtes für Arch. mit Landesmus. für Vorgeschichte 48 (Dresden 2005).
Projektwissenschaftler:
Landesamt für Archäologie Sachsen
Dr. Wolfgang Ender
Telefon: +49 (0)351 8926 610
E-Mail: presse@archsax.smwk.sachsen.de
Pavla Ender PhDr (Brno)
Telefon: +49 (0)174 561 50 56
E-Mail: presse@archsax.smwk.sachsen.de
Abschlussarbeiten:
Esther Wesely-Arents, M.A.
Universität Göttingen
Dissertation
Katrin Guderian
Universität Göttingen
Magisterarbeit
Betreuung:
Frau Prof. Dr. Rosemarie Müller, Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
Telefon: +49 (0)551 395 333
E-Mail: rmuelle3@gwdg.de