Klöster in Sachsen
Von den in der Karte verzeichneten Klosteranlagen sind intensivere Voruntersuchungen im Rahmen dieses Projektes bereits unternommen worden für die Zisterzienserklöster Altzella, Buch und Grünhain und die Frauenklöster mit Benediktiner- bzw. Zisterzienserobservanz Sornzig, Heilig Kreuz bei Meißen und Nimbschen.
Um vor allem der fortschreitenden Zerstörung der unbekannten Anlagen Einhalt zu gebieten, werden zunächst möglichst differenzierte Bilder der mittelalterlichen Struktur der Klöster erstellt und die unbekannten Klosteranlagen, besonders auch die zugehörigen Wirtschaftshöfe, im Zuge der Denkmälerinventarisation aufgenommen. Bei Bestandsaufnahmen vor Ort werden die noch vorhandenen Bauteile verzeichnet, die sich im Gelände als Relief an der Oberfläche abzeichnenden Mauerzüge kartiert und mithilfe weiterer archäologischer Untersuchungen, seien es Grabungen oder geophysikalische Messungen, schließlich die oberirdisch nicht mehr sichtbaren Mauerreste nachgewiesen. Die so gewonnenen Daten des aktuellen Bestandes werden durch Quellen- und Archivstudien ergänzt.
Aus historischen Untersuchungen werden Daten zur Stiftungs-, Bau- und Ausstattungsgeschichte der Klöster ermittelt, dabei sollen auch die Fragen zur Größe und politischen Bedeutung des jeweiligen Konventes geklärt werden. Ein zweiter Ansatz bei den Archivstudien konzentriert sich auf die neuzeitliche Geschichte der Anlagen. Da diese mit der Einführung der Reformation zunächst in den Besitz des Landesherren übergingen, finden sich zahlreiche Bauakten des 16.-19. Jahrhunderts in den staatlichen Archiven, die über die Erhaltungs- oder Umbaumaßnahmen sowie Veräußerungen vieler Gebäude Aufschluss geben und wichtige Informationen zur Erstellung der Lagepläne liefern.
Außerdem werden die archäologischen und historischen Untersuchungen durch kunsthistorische Forschungen begleitet, die zum einen die Inventarisierung der überlieferten ehemaligen Ausstattungsstücke und der Klosterbibliotheken zum Ziel haben, zum anderen durch architekturgeschichtliche Vergleichsstudien die bauarchäologischen Befunde einordnen und fehlende Daten für dreidimensionale Rekonstruktionen der Klostergebäude ergänzen.
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden sowohl wissenschaftlich publiziert als auch einem breiten Publikum vorgestellt. Neben Hilfestellungen bei Ausstellungen und Informationen vor Ort für die lokalen Träger der Denkmäler wird die Präsentation der Ergebnisse über Internet und CD-ROM durch das Landesamt für Archäologie vorbereitet.
Das abgebildete Beispiel ist ein Ergebnis der Zusammenarbeit des Landesamtes für Archäologie in Sachsen mit der HTW Dresden im Rahmen einer Diplomarbeit zum Thema: »Erstellung eines virtuellen Modells von Kloster Grünhain im Erzgebirge« (S. Granzow/C. Schmidt, September 2002).
Bei der Arbeit zur Rekonstruktion des Klosters Grünhain hat sich gezeigt, wie viele Forschungsaufgaben zu den Klöstern im Freistaat Sachsen noch unbearbeitet liegen. Das betrifft historische, kirchenhistorische sowie kunsthistorische Fragestellungen gleichermaßen. Das Landesamt für Archäologie in Sachsen hat mit dieser Arbeit den Anstoß zu weiteren Untersuchungen in diesem Themenbereich gegeben, für die Bewältigung der vielfältigen Aufgaben sind wir jedoch auf die Kooperation mit anderen Partnern, vor allem Hochschulen, angewiesen. Dringend gesucht werden beispielsweise Historiker und Kunsthistoriker, die den reichen Schatz archivarischen Materials in Sachsen bergen und in Studien- oder Magisterarbeiten und Dissertationen auswerten.
Bildnachweis:
Ruine des Klosters Grünhain. Federzeichnung von Wilhelm Dilich, 1629. Aus: Wilhelm Dilichs Federzeichnungen kursächsischer und meissnischer Ortschaften aus den Jahren 1626-1629.Hg. v. Paul Emil Richter und Christian Krollmann. Bd. 2. Dresden 1907, Nr. 45.
Kartierung der Klöster in Sachsen: Susann Gruner. Kartographie - HTW Dresden.
Virtuelles Modell des Klosters Grünhain aus: Sarina Granzow; Cornelia Schmidt: Rekonstruktion der Klosteranlage Grünhain und Erstellung einer CD-ROM zu den wichtigsten Arbeitsschritten der Erzeugung und Visualisierung virtueller 3D-Modelle. Diplomarbeit HTW Dresden 2002.
Dr. Thomas Westphalen
Leiter der Abteilung II - Archäologische Denkmalpflege, Stadtkernarchäologie: Bautzen, Dresden, Görlitz, Leipzig, Meißen, Pirna, Zittau
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Telefax: 0351 8926-999
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