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Deutsche Bundesstiftung Umwelt

Förderprojekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Innovativer Schutz archäologischer Kulturdenkmäler in einer agrarischen Hochertragslandschaft – die Lommatzscher Pflege

Stark erodierte Hangschulter im Bereich einer frühmittelalterlichen Siedlung. Zscheilitz (Lkr. Meißen)
Stark erodierte Hangschulter im Bereich einer frühmittelalterlichen Siedlung. Zscheilitz (Lkr. Meißen)  © Landesamt für Archäologie

»Kornkammer« Sachsens
Hervorragende Böden bilden seit über 7000 Jahren die Grundlage bäuerlichen Wirtschaftens. Diese Hochertragsregion der Gegenwart ist eine der wichtigsten sächsischen Altsiedellandschaften der Vergangenheit. Das Archiv im Boden birgt wertvolle archäologische Quellen aus mehreren Jahrtausenden Menschheits- und Kulturgeschichte in Sachsen.

 

Quellenpotential
Auf einer Fläche von etwa 300 km² sind bis heute 650 archäologische Kulturdenkmale bekannt. Sie repräsentieren wahrscheinlich lediglich ein Viertel des ursprünglich vorhandenen historischen Bestandes. Mit Siedlungen, Burgen und Gräberfelder sind alle Denkmälergruppen der Vorgeschichte und des frühen Mittelalters vertreten, und jährlich werden neue Fundstellen entdeckt. Insbesondere durch den systematischen Einsatz der Luftbildarchäologie hat sich der Denkmälerbestand in den letzten Jahren schlagartig vermehrt.

Angepflügte vorgeschichtliche Strukturen bei Lüttewitz (Lkr. Mittelsachsen)
Angepflügte vorgeschichtliche Strukturen bei Lüttewitz (Lkr. Mittelsachsen)  © Landesamt für Archäologie

Gefahren
Seit dem Beginn der ackerbaulichen Nutzung ist die Kulturlandschaft Lommatzscher Pflege Veränderungen unterworfen. Das Wechselspiel von Bodenabtrag und Sedimentation beginnt mit den ersten Ackerbauern um 5500 v. Chr. Erosionsphänomene werden in schriftlichen Quellen seit der frühen Neuzeit beschrieben. Allerdings führte die Industrialisierung der Landwirtschaft im 19. Jh. zu einer drastischen Nutzungsintensivierung. Die massive Zerstörung archäologischer Kulturdenkmäler lässt sich bis in diese Zeit zurückverfolgen. Kollektivierung und Großfelderwirtschaft haben in letzten 60 Jahren die Erosionsanfälligkeit der Agrarflächen erhöht und den Schwund des Archivs im Boden weiter beschleunigt. Diese Prozesse vollziehen sich schleichend, aber irreversibel. Angesichts aktueller Strukturveränderungen (nachwachsende Rohstoffe, Nahrungsmittelbedarf etc.) ist ein zusätzlicher Nutzungsdruck und damit ein Verlust an archäologischen Kulturdenkmälern zu erwarten.

 

Chancen
Seit über 100 Jahren betätigen sich in der Lommatzscher Pflege Landwirte als Archäologen. Der Einsatz moderner Landwirtschaftsmaschinen führte um 1900 zur Entdeckung neuer Fundstellen, die die Aufmerksamkeit historisch interessierter Bauern auf sich zogen. Ihrem Einsatz verdankt die archäologische Denkmalpflege zahlreiche Fundmeldungen und umfangreiche Sammlungsbestände. Auch 1945 ist dieser Faden bürgerschaftlichen Engagements nicht völlig abgerissen. An diese Traditionen anzuknüpfen, gehört zu den Projektzielen.

Maisfeld unmittelbar vor dem Hochwasser im August 2002. Beicha (Kr. Döbeln)
Maisfeld unmittelbar vor dem Hochwasser im August 2002. Beicha (Kr. Döbeln)  © Landesamt für Archäologie

Das Projekt

Kommunikation
Kommunikation ist ein Kernelement des Projektes. Sie richtet sich nicht nur an landwirtschaftliche Betriebe, sondern auch Eigentümer, Kommunen, Landkreise und staatliche Behörden. Erstmals sollen Ziele und Probleme des Schutzes archäologischer Denkmäler im ländlichen Raum einer breiten Öffentlichkeit vermittelt und Akteure aus Landwirtschaft, Umwelt- und Denkmalschutz vernetzt.

 

Gefahren Identifizieren, Konkretisieren und Bewerten
Die Überlieferung archäologischer Strukturen wechselt in Abhängigkeit von Bodenentwicklung, Relief und Bewirtschaftungsgeschichte ganz erheblich. Schutzmaßnahmen sind aber nur dort sinnvoll, wo noch eine gute Erhaltung der Denkmalsubstanz zu erwarten ist. Deshalb müssen Gefährdungszonen identifiziert und Erhaltungszustände beschrieben werden. Dabei kommen E3D-Modellierungen ebenso zum Einsatz wie Bohrstocksondierungen und archäologische Sondagen. Alte Luftbilder und Karten zeigen die Landschaftsentwicklung der letzten 150 Jahre.


Maßnahmen Planen, Umsetzen und Überwachen

Ein dritter Projektschwerpunkt liegt auf der Konzeption von Maßnahmen. Die Planung erfolgt im engen Dialog mit den Betrieben, die ihr Wissen, ihre Erfahrungen und ihre Interessen in das Projekt einbringen. Pfluglose Bewirtschaftung, Direkt- bzw. Mulchsaat, Zwischenfruchtanbau werden bereits in größerem Umfang praktiziert und haben gute Aussichten auch auf Denkmalflächen zum Einsatz zu kommen. Neue technische Entwicklungen, wie eine teilflächen-, d.h. GPS - gesteuerte Landwirtschaft bieten Perspektiven für eine zielgenaue denkmalverträgliche Bewirtschaftung. Für landschaftspflegerische Maßnahmen oder Schlagteilungen wiederum ist ein Eigentümereinverständnis erforderlich. Voraussetzung sind immer intensive Gespräche und Informationen über den Denkmälerbestand. Die Berücksichtigung archäologischer Kulturdenkmäler in Ökokonten verspricht nachhaltige Schutzwirkungen an der Schnittstelle zu Natur- und Umweltschutz.

Erodiertes Bodenmaterial in der Ortslage von Zschochau (Lkr. Mittelsachsen, Sommer 2007)
Erodiertes Bodenmaterial in der Ortslage von Zschochau (Lkr. Mittelsachsen, Sommer 2007)  © Landesamt für Archäologie
Bodenerosion aus Kartoffelschlag (Lkr. Mittelsachsen, Frühsommer 2003)
Bodenerosion aus Kartoffelschlag (Lkr. Mittelsachsen, Frühsommer 2003)  © Landesamt für Archäologie

Info-Flyer zum Herunterladen

Projektpartner:
Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und  Landwirtschaft - Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie - Umweltallianz Sachsen - Umweltzentrum Ökohof Auterwitz e.V. – Stadt Lommatzsch –H&G GmbH – TU Bergakademie Freiberg – Verband der Landesarchäologen in Deutschland

 

Landwirtschaftsbetriebe:
Agrargenossenschaft Lommatzscher Pflege – Agrar AG Ostrau - Geiger KG Ehrlichhof - Feldgemüsebau Gert Harz - Landwirtschaftsbetrieb Andreas Kucka - Wolters-Schröder GbR – H. & J. Paas GbR – Landwirtschaftsbetrieb Axel Wachs - Lempe GbR – Lempe-Neumeister GbR - Schwäbe GbR – Hofgut Reichardt-Matthes GbR - Landgut Westewitz GbR – Landwirtschaftsbetrieb Peter Traub - Saatzucht von Kameke Lommatzsch GbR– Südzucker AG Mannheim/Ochsenfurt – Gerhard Gröbner GbR

Auf der Webseite der Lommatzscher Pflege können Sie die Schönheit und die reiche Geschichte der Landschaft erleben. Infomieren Sie sich hier über:

Dr. Michael Strobel

Referatsleiter Inventarisation / Dokumentation

Telefon: 0351 8926-802

Telefax: 0351 8926-999

E-Mail: Michael.Strobel@lfa.sachsen.de

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