PWC-Anlage an der BAB 9
Von April bis November 2008 fanden Ausgrabungen im Bereich einer zukünftigen Park- und WC-Anlage an der BAB 9 unweit der Ortschaft Altranstädt statt.
Durch das Bauvorhaben werden hier Flächen beansprucht, die im Bereich einiger seit den 90er Jahren v.a. aus Luftbildern bekannten Fundstellen liegen. Auf dem über 5 ha großen Untersuchungsareal kamen Funde und Befunde unterschiedlicher vorgeschichtlicher Epochen zutage, die eine lange Siedlungstätigkeit bezeugen. Der älteste Fund der Ausgrabung ist eine linienbandkeramische Scherbe (ca. 5500-4900 v. Chr.).
Aus der Zeit der Kugelamphorenkultur (ca. 3300-2900 v. Chr.) stammen zwei Rinderbestattungen. Von den Tierskeletten hatten sich nur Reste der Schädel, Zähne und Kieferfragmente erhalten. Die Gräber waren mit jeweils mehreren vollständigen Gefäßen sowie einem großen, völlig zerscherbten Vorratsgefäß reich ausgestattet worden.
Endneolithisch (3. Jt. V. Chr.) datiert ein als Werkgrube anzusprechender Befund, auf dessen Sohle sich zahlreiche Feuersteinfragmente fanden. Ein ebenfalls in der Grube gefundener großer Stein zeigt Bearbeitungsspuren und wurde vermutlich als Arbeitsunterlage für das Herstellen von Feuersteingeräten benutzt. Unweit dieses Befundes wurde ein Hofkomplex mit Langhaus ausgegraben, der aus der frühen Bronzezeit (ca. 2300-1900 v. Chr.) stammt.
Der Großteil der bei Altranstädt dokumentierten Befunde ist dem Zeitraum späte Bronze- bis frühe Eisenzeit (ca. 1000-500 v. Chr.) zuzuschreiben. In diese Zeit gehört ein weitläufiges Grabensystem, bestehend aus einem Graben und zwei Grubenreihen. Der Graben konnte auf über 160 m Länge verfolgt werden, eine der Grubenreihen lief in rechtem Winkel auf ihn zu.
Eine ganze Reihe von Siedlungsbefunden datiert ebenfalls in den genannten Zeitraum. So wurden im tiefsten Teil der Fläche mehrere, von einem Kolluvium überdeckte Gruben angetroffen, die charakteristisches Fundmaterial der frühen Eisenzeit enthielten. Aus dieser Zeit stammen vermutlich auch zwei tiefe, trichterförmige Gruben, die als Brunnen genutzt wurden. In einem der Befunde hatten sich Reste von Holz und Flechtwerk erhalten. Der Siedlungsteil wurde nach Süden von einer der Grubenreihen begrenzt.
Ein weiterer Siedlungsausschnitt lag etwa 600 m entfernt. Neben großen Gruben, die Reste von Säulen-Briquetage enthielten, die der Salzgewinnung dienten, wurden auch einige in einer Reihe liegende Hausstrukturen aufgedeckt.
Darüber hinaus kamen In einem etwa 50 x 80 m messenden Areal vereinzelt stark beschädigte Urnen zutage. Eine im Bereich des Grabens als Lesefund geborgene Bronzenadel mit gekröpftem Schaft und Rollenkopf könnte aus einer zerstörten Urne stammen.
Isoliert und ohne datierende Beifunde wurde im Bereich des Kolluvium in einer rechteckigen Grabgrube die Bestattung einer erwachsenen Frau angetroffen. Das Skelett lag in gestreckter Rückenlage, West-Ost orientiert mit Blick nach Norden. Es handelt sich um den mutmaßlich jüngsten Befund der Ausgrabung.
Dr. Harald Stäuble
Referatsleiter Braunkohle und lineare Bauvorhaben. Zugl. Gebietsreferent Kreis Leipzig (Altkreis Leipziger Land), Stadt Leipzig (ohne Stadtkern)
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