15.12.2008

Ein linienbandkeramischer Siedlungsplatz an der A 72

Grabungsarbeiten an Haus 6. 
© Landesamt für Archäologie

Im Jahr 2008 fanden die archäologischen Voruntersuchungen zum Neubau der A72 von Chemnitz nach Leipzig auf dem 2. Planungsabschnitt zwischen Niederfrohna und Rathendorf statt. Diese gesamte Strecke wurde in einem ersten Grabungsabschnitt mit Hilfe von Suchschnitten nach archäologisch relevanten Fundstellen untersucht. Beim stillgelegten Bahnhof von Langenleuba – Oberhain etwas nördlich der Stadt Penig fand sich dabei eine größere Siedlung aus der frühen Jungsteinzeit, die von August 2008 bis Dezember 2008 ausgegraben wurde. Die dabei zahlreich gefundene Keramik mit ihrer typischen Linienverzierung datiert die Fundstelle in die mittlere Zeitstufe der Linienbandkeramik (um 5200 v. Chr.).

Lage der Häuser in LST-06.
Lage der Häuser in LST-06.  © Landesamt für Archäologie

Es wurde etwa eine Fläche von 17000m² freigelegt. Dort fanden sich die mal mehr oder weniger gut erhaltenen Grundrisse von 13 Häusern mit den dazugehörigen Siedlungsgruben. Es handelt sich um die Überreste von vierschiffigen Langhäusern, wie sie typisch sind für die frühe Jungsteinzeit. Drei Längspfostenreihen, deren Gruben gefunden wurden, trugen die Dachkonstruktion. Die Außenwände bildeten Pfostenreihen aus eng gesetzten kleineren Pfosten, deren Zwischenräume mit lehmbeschmiertem Flechtwerk geschlossen wurden. Der für die Wand genutzte Lehm kam direkt aus länglichen Gruben an beiden Seiten der Häuser.

Grabungsfläche mit Haus 10.

Die Häuser bestehen meistens aus 3 Teilen, wie man es bei den am besten erhaltenen Häusern der Grabung Haus 6 und Haus 10 erkennen kann. Der Mittelteil kann aber auch einzeln oder nur in Kombination mit einem weiteren Teil vorkommen.

Neben der oben erwähnten Keramik fand sich eine große Anzahl von Steinwerkzeugen, in der Hauptsache Reibsteine und Silexklingen, die im Zusammenhang mit dem Ackerbau stehen. Auch eine größere Anzahl an Steinbeilen unterschiedlicher Form konnte in den Gruben gefunden werden. Ein wichtiger Fund war dabei ein Hort von drei Steinbeilen, der sich in einer Grube im Inneren des Hauses 5 befand.

Freilegen des Hortfundes.

Das besondere an diesem Fund ist, dass sich die Steinbeile in unterschiedlichen Bearbeitungszuständen befinden. Während das eine Beil schon fertig gestellt war (auf Bild links), handelt es sich bei den anderen beiden Stücken (Bild unten) um Halbfabrikate.

Die Steinbeile des Hortfundes aus Haus 5.
Der große Schuhleistenkeil.

Des Weiteren wurde ein großes Exemplar eines so genannten Schuhleistenkeils gefunden, einer typischen Form von Steinbeilen in der frühen Jungsteinzeit. In der Mitte des Gerätes fanden sich noch Abdrücke der Holzschäftung. Die genaue Funktion dieser Geräte ist noch nicht geklärt.

Der halbe Keulenkopf aus Porphyr.

Selten ist auch der Fund eines halben Keulenkopfes aus Porphyr. Diese seltenen Steinkeulen gelten als eine Art von Machtsymbol und sind bis jetzt in Sachsen äußerst selten gefunden worden.

Dr. Harald Stäuble

Referatsleiter Braunkohle und lineare Bauvorhaben. Zugl. Gebietsreferent Kreis Leipzig (Altkreis Leipziger Land), Stadt Leipzig (ohne Stadtkern)

Telefon: 0351 8926-672

Telefax: 0351 8926-999

E-Mail: Harald.Staeuble@lfa.sachsen.de

zurück zum Seitenanfang