25.01.2008

Archäologische Ausgrabungen im Bereich der Staatsstraße S40, Ortsumgehung Zschaiten

Grube mit Brandschuttverfüllung 
© Landesamt für Archäologie

Der Raum Riesa war in vorgeschichtlicher Zeit auf beiden Seiten der Elbe dicht besiedelt. Die Dörfer und Friedhöfe lagen am hochwasserfreien Rand der sumpfigen, von Altarmen und Tümpeln durchzogenen Aue oder auf langovalen Kies- und Talsandkuppen, die sich inselartig aus der Niederung erhoben.

Die ältesten Spuren reichen in die Mittelsteinzeit (um 8000 v. Chr.) zurück, als kleine Gruppen von Jägern und Sammlern die Auewälder zum Fischfang und zur Jagd auf Wild und Wasservögel durchstreiften. Seit etwa 5000 v. Chr. war das Elbtal ohne Unterbrechungen von bäuerlichen Gemeinschaften besiedelt. Diese profitierten besonders während der Metallzeiten (ca. ab 2000 v. Chr.) von einer alten Überlandverbindung, die hier die Elbe querte und im Mittelalter als »Hohe Straße« oder »Via Regia« von Leipzig nach Breslau führte. Aus der älteren Eisenzeit (700-500 v. Chr.) sind bislang vor allem Grabfunde belegt; viele von ihnen hat der Riesaer Lehrer und Museumsleiter Alfred Mirtschin (1892-1962) dokumentiert und geborgen. Diesen Friedhofausschnitten stehen aber fast keine Siedlungen gegenüber.

Diese Lücke schließen neuerdings Siedlungsspuren, die im Vorfeld des Baus der Ortsumgehung Zschaiten im Herbst 2007 zum Vorschein gekommen sind und bis dahin völlig unbekannt waren. Südlich der Ortslage Zschaiten konnten im Bereich der neuen Straßentrasse fast 150 Befunde, vor allem in die anstehenden Sande und Kiese eingetiefte Vorrats- und Abfallgruben aufgedeckt werden. Sie bilden vier, deutlich von einander getrennte Schwerpunkte, hinter denen sich die Standorte von Gehöften verbergen könnten. Leider ist es nicht gelungen, Hausgrundrisse nachzuweisen. Von Pfostenspuren waren nämlich in der Regel nur noch die letzten 10 cm erhalten. Dies dürfte auf die intensive landwirtschaftliche Nutzung des Geländes, u. a. für den Spargelanbau, zurückzuführen sein.

Die Gruben erreichten dagegen immerhin noch Tiefen von bis zu 1 m, waren mit Abfällen, vor allem Keramik und Rotlehm verfüllt und lieferten das für die sog. Billendorfer Kultur typische Keramikspektrum aus Schüsseln und Vorratsgefäßen, das sich von der so typischen Grabkeramik dieser Zeit erheblich unterscheidet. Es ist verlockend, von der Siedlung eine Verbindung zu einem in nur 500 m Entfernung südwestlich auf dem Gelände des Nünchritzer Chemiewerkes gelegenen Brandgräberfriedhof zu ziehen, auf dem an der Wende zur jüngeren vorrömischen Eisenzeit (um 500 v. Chr.) die Bewohner der neu entdeckten Siedlung von Zschaiten ihre Toten bestattet haben mögen.

Harald Kanter M.A.

Keramikverfüllung einer Siedlungsgrube
Keramikverfüllung einer Siedlungsgrube  © Landesamt für Archäologie
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