21.01.2008

Archäologische Ausgrabungen in der Schreibergasse in Dresden

Hochmittelalterlicher Keller mit Flechtwerkwand in der Seestraße 19 
© Landesamt für Archäologie

Vom 21.01.2008 an werden im Vorfeld der Bebauung des Areals MK 2 südlich des Dresdner Altmarktes archäologische Grabungen vom Landesamt für Archäologie Sachsen durchgeführt.

Mit diesen Grabungen werden restliche Flächen untersucht, die während der großen Grabungen in den Jahren 1994 – 1996 am südlichen Altmarkt nicht freigelegt werden konnten. Gleichzeitig werden die unter Denkmalschutz stehenden mittelalterlichen und renaissancezeitlichen Keller der Grundstücke Schreibergasse 1 und 5 sorgfältig freigelegt, um sie in das Neubauvorhaben zu integrieren.

Die Ergebnisse der früheren Grabungen am südlichen Altmarkt haben die Erkenntnisse der Archäologen zur Siedlungs- und Bauentwicklung in diesem Teil Dresdens wesentlich bereichert: Einfache Holz- und Lehmhäuser, schmale Gräbchen, Pfostenreihen sowie Holz- und Flechtwerkzäune aus der Zeit um das 13. Jahrhundert lassen sich zu Parzellen rekonstruieren, die bereits eine differenzierte Nutzung in Haus- und Hofbereichen erkennen lassen.
Dieses Parzellensystem bleibt für die nächsten Jahrhunderte prägend.

Auffälligstes Merkmal der Siedlungsentwicklung im 14. und 15. Jahrhundert bildet die »Versteinerung« des Stadtviertels. Die Wohngebäude aus Holz wurden teilweise von Steinwerken - massiven mehrgeschossigen Häusern aus Bruch- und Sandsteinen - ersetzt. Die noch bestehenden Baulücken wurden ausgefüllt, so dass von nun an geschlossene Häuserfronten das Straßenbild prägten.

Über die frühen Bewohner des Stadtviertels wird vermutet, dass es sich dabei um frühe Kaufleute handelte, die sich zu Füßen der Nikolaikirche, die sich einst an Stelle der heutigen Kreuzkirche erhob und dem Schutzpatron der Händler und Kaufleute geweiht war, niederließen. Diese werden häufig als wesentliche Impulsgeber einer Stadtgründung angesehen. Sicherlich hat der Kreuzungspunkt mehrerer Fernhandelsstraßen mit einem Übergang über die Elbe die frühe Ansiedlung an dieser Stelle begünstigt.

Gehandelt und verkauft wurde in diesem Viertel auch in den folgenden Jahrhunderten bis der Bombenangriff am 13. Februar 1945 die großen Kaufhäuser, wie z.B. das Kaufhaus Renner vollständig zerstörte.

Ansicht eines spätmittlaterlichen Steinkellers in der Schreibergasse 10
Ansicht eines spätmittlaterlichen Steinkellers in der Schreibergasse 10  © Landesamt für Archäologie

Dr. Christiane Hemker

Referatsleiterin Südwestsachsen: Landkreise Erzgebirgskreis (Altkreise Annaberg, Aue-Schwarzenberg, Mittlerer Erzgebirgskreis, Stollberg), Mittelsachsen (Altkreis Freiberg), Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (Altkreis Weißeritzkreis); Montanarchäologie

Telefon: 0351 8926-673

Telefax: 0351 - 8926 999

E-Mail: Christiane.Hemker@lfa.sachsen.de

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